Trotzki für Anfänger*innen

Sachcomic über Leben und Theorie des russischen Revolutionärs

Sozialistische Theorie und Geschichte für alle verständlich und zu günstigen Preisen in die Buchhandlungen zu bringen ist der Anspruch des Manifest Verlags. Mit der kürzlich erschienen Neuauflage des erstmals 1980 durch den Rohwolt Verlag herausgebrachten Sachcomics zum Leben Leo Trotzkis wird er diesem Anspruch einmal mehr gerecht.

von Steve Hollasky, Dresden

Dass sich 1980 ein Verlag fand, der es übernahm den überaus unterhaltsamen und lehrreichen Politcomic auf den Markt zu bringen, hatte mit der damaligen politischen Situation zu tun. Starke linke Bewegungen, die das Ziel hatten eine sozialistische Gesellschaft zu schaffen, gehörten in den 1970 und 1980er Jahren zum politischen Alltag. Und so passte eben auch der Comicband von Tariq Ali, der damals Mitglied einer trotzkistischen Gruppe war. Als Autor hatte sich Ali bereits einen Namen gemacht. Bei der Verwirklichung seines Comic-Projekts konnte Ali auf die Hilfe des Cartoonisten Phil Evans setzen.

Zeitgeschichte leicht verständlich

Mit Trotzki nähert man sich einer der schillerndsten Figuren der Zeitgeschichte. Versehen mit Originalfotos, historischen Zeichnungen und gewürzt mit einer angenehmen Prise Humor zeigt der Comic nicht nur das Leben des russischen Revolutionärs, sondern erzählt auch die wechselvolle und häufig tragische Geschichte des ausgehenden 19. und der ersten Hälfte es 20. Jahrhunderts. Die Wurzeln des russischen Marxismus, der Erste Weltkrieg, die Oktoberrevolution, der mit Leichen gesäte Aufstieg Stalins, der Kampf gegen den europäischen Faschismus; werden den Leser*innen des Comics ebenso nahegebracht wie das ganz persönliche Leben Leo Trotzkis, seine Kindheit und Jugend, seine Zeit in Gefängnissen und seine Ideen. Die schildert der Comic leicht verständlich und anschaulich: Die Theorie der permanenten Revolution, Trotzkis Begriff vom Faschismus und seine Gedanken wie man ihn hätte bekämpfen müssen gehören zum unverzichtbaren marxistischen Erbe.

Ein Leben für die Revolution

Trotzkis Leben wird dabei in all der Dramatik und Abenteuerlichkeit geschildert, die es ausgemacht haben. Sein Entschluss sich bereits sich in seiner frühen Jugend der jungen Arbeiter*innenbewegung anzuschließen ist genauso Thema wie seine Zuwendung zum Marxismus. Sein Wirken als Vorsitzender des Petrograder Sowjets während der ersten russischen Revolution im Jahr 1905 werden den Leser*innen ebenso vermittelt wie die Bedeutung der Sowjets. 

Die Niederschlagung der Revolution hieß für Trotzki Haft und später Exil. Erst nach der Februarrevolution 1917 kehrte er zurück nach Russland, schloss sich den Bolschewiki an und nahm seinen Platz an der Seite Lenins an der Spitze des ersten Arbeiter*innenstaates ein. Nach der Oktoberrevolution war er Volkskommissar für äußere Angelegenheiten, später sicherte er gemeinsam mit der Roten Armee und an ihrer Spitze den Sieg im Bürgerkrieg. 

Vor allem nach dem Scheitern der deutschen Revolution im Jahr 1923, die die internationale Ausbreitung der Revolution vorerst stocken ließ, gerieten die Revolutionär*innen um Trotzki immer mehr unter Druck durch die neue Sowjetbürokratie, an deren Spitze Stalin stand. In den Jahren bis zu Trotzkis Parteiausschluss 1927 und der folgenden Verbannung kämpften er und die Linke Opposition gegen den Kurs Stalins und für die Fortsetzung eines revolutionären Programms in der Tradition Lenins und der Bolschewiki. 

Wieder im Exil widmete sich Trotzki der Organisation der Linken Opposition in der Kommunistischen Internationale und später dem Aufbau einer neuen, der Vierten Internationale. Seinem Schaffen wurde im August 1940 durch den Mordanschlags eines stalinistischen Agenten ein jähes Ende gesetzt.

Der Comic heute

Heute ist eine neue Generation auf der Suche nach Antworten auf die Krise und einen Ausweg aus dem Elend der Kapitalismus. Trotzkis Ideen sind so aktuell wie zuvor und um einen leichten Zugang zu ihnen zu ermöglichen, veröffentlicht der Manifest Verlag „Trotzki für Anfänger*innen“ erneut in deutscher Übersetzung.

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