Hungern, Frieren, Angst und Armut

Aktuelle Zahlen verdeutlichen Armut unter Studierenden

Während die Rufe in der politischen Elite des Landes nach einem sozialen Pflichtjahr für junge Erwachsene im letzten Winter laut wurden, um die Löcher von fehlendem Fachpersonal zu stopfen, blieb die finanzielle Lage bei vielen Studierenden katastrophal. Sie verschlimmerte sich sogar zunehmend durch steigende Lebenshaltungskosten.

von Lars Becker, Berlin

Studierende sind im Vergleich zur Gesamtbevölkerung mehr als doppelt so häufig von Armut bedroht. In einer Pressemitteilung gab das Statistische Bundesamt im November 2022 bekannt, dass 37,9 Prozent der Studierenden in Deutschland 2021 armutsgefährdet waren, sprich in einer Zeit ohne Preisschock. Diejenigen, die in einer WG lebten, waren zu 76,1 Prozent einem relativen Armutsrisiko ausgesetzt.

Polarisierung

Der Vorstandsvorsitzende des Deutschen Studierendenwerks (DWS), Matthias Anbuhl, weist angesichts der Ergebnisse aus der letzten Sozialerhebung des DWS zur Lage der Studierenden in Deutschland 2021 darauf hin, dass sich ebenso eine soziale Polarisierung zwischen verschiedenen Studierendengruppen zeigt: So verfügen ein Viertel aller Studierenden immerhin über mehr als 1300 Euro im Monat.

Dem gegenüber stehen jedoch 37 Prozent der Studierenden, die ihr Leben mit weniger als 800 Euro im Monat bestreiten müssen. Lediglich 13 Prozent der Studierenden erhielten BAföG. Elf Prozent gaben schon 2021 an, von ihren monatlichen Einnahmen nicht leben zu können.

Demnach ist es nicht überraschend, dass vor allem Studierende überdurchschnittlich oft unter den hohen Wohnkosten leiden. Knapp ein Viertel brachte demnach mehr als 4vierzig Prozent ihres Einkommens für die Miete auf. Laut dem Moses-Mendelssohn-Institut zahlten junge Menschen in Berlin im Jahr 2013 durchschnittlich 335 Euro für ein WG-Zimmer. Mittlerweile sind die Kosten jedoch auf durchschnittlich 640 Euro gestiegen. Die Wohnkostenpauschale für BAföG-Beziehende beträgt jedoch nur 360 Euro. Darüber hinaus erhalten in Berlin nur 5,32 Prozent der Studierenden einen Platz in einem öffentlichen Wohnheim.

Gleiche Interessen

Diese Krise verdeutlicht neben der Unfähigkeit der Regierung, dass viele Studierende und Arbeiter*innen die gleichen Interessen haben: so zum Beispiel bezahlbare Wohn-, Strom-, Heiz- und Lebensmittelkosten und eine Entlohnung in (Neben-)Berufen, die für ein gutes Leben reicht. Gemeinsame Aktionen, Proteste und Streiks zusammen sind daher unabdingbar!

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