Dresden: Tag der Pflegenden

Mit einer Filmpremiere und einer Demonstration beging das „Bündnis für Pflege“ Dresden den Tag der Pflegenden 2024

Wütend seien die Beschäftigten vielfach, erklärt Dorit Hollasky, Sprecherin des „Bündnis für Pflege“ und der ver.di-Betriebsgruppe des Städtischen Klinikums, bei einem Interview im Sachsen-Fernsehen. Darin stellt sie die Aktivitäten der Dresdner Aktivist*innen anlässlich des Tages der Pflegenden dar.

von Steve Hollasky, Dresden

Wie in den letzten sechs Jahren, gehe man auch dieses Jahr wieder auf die Straße, weil Appelle allein eben nicht helfen würden, erklärt Hollasky. Man müsse öffentlich Druck machen. Anlass gebe es genug, sei es die anstehende Krankenhausreform von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) oder die skandalösen Zustände in der Altenpflege; sei es das Profitstreben oder die vielfach niedrige Bezahlung in Gesundheitswesen und Pflege.

Dabei ging das Dresdner Bündnis in diesem Jahr nicht nur auf die Straße. Bereits am 10. Mai zeigte es seinen neuen Film „Klinischer Tod. Wenn Krankenhäuser sterben“ im Zentralkino vor ausverkauftem Haus. Der Andrang war so groß, dass Gäste selbst auf dem Boden Platz nehmen mussten.

Der Film, zeigt die Ursachen und Auswirkungen von Klinikschließungen sehr eindrücklich anhand von Interviews mit Menschen, die Schließungen miterlebten oder dagegen kämpfen. Die nun anstehende Reform von Lauterbach wird dabei als Verschärfung der Probleme benannt. Die angebliche „Revolution“, die der Minister angekündigt hatte, die das Profitstreben aus dem Gesundheitswesen verbannen solle, wird in Wirklichkeit zu weiteren Privatisierungen und Schließungen führen und so die Versorgung gerade auf dem Land weiter ausdünnen, erklärt Anne Pötzsch im Film. Die gelernte Krankenpflegerin war bereits Teil der „Krankenhausbewegung“ in Berlin und kämpfte dort mit ihren Kolleg*innen für mehr Personal. Inzwischen engagiert sich das Sol-Mitglied im „Bündnis für Pflege“ in Dresden.

Oliver Zech, des Regisseur des Films erklärte in der anschließenden Diskussionsrunde, ihn habe während des Projekts vor allem die Erfahrung beeindruckt, dass mitunter geschlossene Krankenhäuser hätten weiterbetrieben werden können: In Reichenbach sei noch Monate nach der Schließung das Haus mit Betten und medizinischem Gerät ausgestattet gewesen. Es kamen sogar Haustechniker vorbei. Man hätte, so Zech, „nur den Schalter umlegen müssen, um weiter zu machen.“

Marvin Heine und Katrin Volkmar schilderten während der Debatte, die Zustände auf den Stationen nach Corona. Da sei nichts besser geworden, so der Fachkrankenpfleger, der sich ebenfalls im Bündnis organisiert hat.

Am Sonntag zog dann das Bündnis mit gut 100 Leuten lautstark durch Dresden. In Reden wurde vor Versuchen rechtsextremer Gruppen, die sich als Gewerkschaften tarnen und vielfach mit der AfD verbunden sind, gewarnt und erklärt, weshalb die AfD für Arbeiter*innen und insbesondere Pflegende keine Alternative ist.

Eine Kollegin aus dem Alloheim schilderte in beeindruckenden Worten die schlimme Situation dort. Marvin Heine forderte das Insourcing ausgegründeter Bereiche wie Reinigung und Essensversorgung. Dorit Hollasky betonte noch einmal die Forderungen des „Bündnis für Pflege“ nach einer auskömmlichen Finanzierung der Pflege und des Gesundheitswesens, finanziert durch Steuern auf Großunternehmen und Superreiche, einer gesetzlichen Personalbemessung und einer Pflege und einem Gesundheitswesen in öffentlicher Hand, kontrolliert und verwaltet durch die Beschäftigten. Außerdem wurde mehrfach der Ruf laut nach eine Kampagne von ver.di gegen Klinik- und Heimsterben. Insbesondere Krankenhäuser sind gerade durch die Lauterbachschen Reformen bedroht. Der Kapitalismus, so die einhellige Botschaft, sei das Problem, nicht nur , aber eben auch, in der Pflege.

Mobi-Clip1:

Interview mit Dorit im Sachsen-Fernsehen:

Video-Clip über den Tag der Pflegenden: