3€/Stunde mehr & Schichtzuschläge auf 12 Monate Laufzeit – das muss drin sein!
Für die vollständige Durchsetzung der Forderungen und eine demokratische Entscheidung über einen Abschluss!
Wir dokumentieren hier das Flugblatt der Sol das auf den Streiks verteilt wurde:
Liebe Kollegen und Kolleginnen,
Wir senden euch solidarische Grüße für euren Arbeitskampf!
Es ist eine Frechheit: Nachdem die Bosse vom Zentralverband Deutscher Seehafenbetriebe in der ersten Verhandlungsrunde am 14. Mai nicht einmal ein Angebot vorgelegt haben, wird nun eine lächerliche Erhöhung von 2,5% bzw. mindestens 60 Cent angeboten.
Schlagkraft nutzen!
Es ist erfreulich, dass im Vorfeld der ersten Verhandlungsrunde eine Kundgebung in Bremerhaven mit Kollegen und Kolleginnen aus Hamburg, Bremen, Wilhelmshaven, Emden und Brake stattgefunden hat und sich am 07. Juni 6.000 Kollegen und Kolleginnen an einem Warnstreik beteiligt haben.
Ihr habt in den letzten Jahren immer wieder eure Kampfbereitschaft unter Beweis gestellt. Wir denken: wenn alle Schalter auf Streik gestellt werden, die volle Durchsetzung der Forderung in diesem Arbeitskampf möglich ist!
Insbesondere eure Forderung nach einer Laufzeit von 12 Monaten halten wir für absolut unverzichtbar. Ihr wisst selbst am besten, dass die weltpolitische Lage so instabil ist, dass innerhalb kürzester Zeit wieder Lieferkettenprobleme auftauchen können, die wieder zu Preisexplosionen führen können. Es ist aber absehbar, dass sich die Konzernchefs insbesondere in der Frage um die Tariflaufzeit schwer bewegen lassen werden. Daher können eure Forderungen wahrscheinlich nur durch einen unbefristeten Streik durchgesetzt werden, der schon jetzt unter Kolleg:innen diskutiert und vorbereitet werden müsste.
Gegen vorzeitige Abschlüsse!
Dass jetzt höhere Schichtzulagen auch rückwirkend für die fehlende Erhöhung aus der letzten Tarifrunde erkämpft werden müssen, ist Folge des unnötigen Streikabbruchs 2022 durch die ver.di-Führung, der zu einem Tarifabschluss mit zu niedrigen Lohnerhöhungen und zu langen Laufzeiten führte, was angesichts der Inflationsraten Reallohnverluste bedeutete. Leider wurde ein Teil des Geldes auch noch aus dem 2016 erkämpften Demografiefonds entnommen, der dadurch nicht nur kleiner, sondern in den in ganzen zwei Jahren überhaupt nicht mehr eingezahlt wurde!
Das darf nicht wieder passieren! Es darf keinem schlechten Abschluss über die Köpfe der Streikenden zugestimmt werden!
Kein Ausverkauf des Hafens!
Euer Kampf findet vor dem Hintergrund eines drohenden Teilverkaufs eines der Hafenbetreiber, der überwiegend städtischen Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) an die weltweit größte Reederei, die Mediterranean Shipping Company (MSC), statt. Der wilde Streik im letzten Jahr war ein richtiger Ansatz, denn ohne Kampf stehen die Chancen schlecht, diesen Ausverkauf zu verhindern. Aus der Hamburger Stadtpolitik waren bis zuletzt Stimmen zu vernehmen, die einem Verkauf wohlgesonnen sind. Ein Teilverkauf ist für private Konzerne aber nur dann attraktiv, wenn sie mehr aus dem Hafen – und somit aus eurer Arbeitskraft – ausquetschen und hohe Profite einfahren können, das bedeutet Ausweitung der Arbeitszeit, höherer Stress und geringerer Arbeitsschutz. Gewerkschaftliche Gegenwehr ist dringend nötig. Die Kündigung des Gewerkschafters und Betriebsratsvorsitzenden bei der MSC-Tochter Medrepair, Slawa Fur, zeigt, dass die Bosse vor einer solchen Gegenwehr Angst haben. Gleichzeitig macht es deutlich, mit welchen Union-Busting-Methoden MSC arbeitet.
Streikdemokratie
Regelmäßige Versammlungen der Kolleg*innen sind sehr wichtig, damit der aktuelle Stand der Verhandlungen transparent gemacht werden kann und in denen sich Kolleg*innen untereinander vernetzen können. Außerdem könnten so auch Solidaritätsaktionen für die Wiedereinstellung von Slawa Fur diskutiert werden. Wenn auf diese Art kampfbereite Kolleg*innen zusammenkommen, kann so langfristig dafür gesorgt werden, dass der Gewerkschaftsführung Dampf unter dem Kessel gemacht wird!
Insbesondere sollte unserer Meinung nach diskutiert werden, ob bei zukünftigen Arbeitsniederlegungen nicht lieber alle Standorte gleichzeitig in den Ausstand treten sollten, da so mehr Druck erzeugt werden kann.
Hafen muss öffentliches Eigentum sein
Die verkauften Teile des Hafenbetreibers HHLA gehören rückverstaatlicht, und der ganze Hafen, alle Betreibergesellschaften, gehören in öffentliches Eigentum, das demokratisch von Vertreter*innen aus der Belegschaft, Gewerkschaften und des Staates kontrolliert und verwaltet wird. Nur so kann eine an den Bedürfnissen von Mensch und Umwelt orientierte Zukunft des Hafens dauerhaft erreicht werden. Gleichzeitig sehen wir die Notwendigkeit, die gesamte Gesellschaft auf diese Weise zu organisieren, denn der Kapitalismus schafft es nicht, seine vielzähligen Krisen selbst zu lösen – egal ob es Kriege, Armut, Konflikte, Massenarmut, Wohnungsnot oder andere Probleme sind. Wir von der Sozialistischen Organisation Solidarität (Sol) kämpfen daher für eine sozialistische Demokratie, in der Banken und Konzerne in Gemeineigentum sind und und die gesamte Gesellschaft demokratisch durch die arbeitende Bevölkerung kontrolliert und verwaltet wird.
Gegenwehr organisieren!
Schon jetzt reden prokapitalistische Politiker von CDU, Ampel und AfD durch die Bank weg über Angriffe auf Sozialleistungen, Rente, das Streikrecht und vieles mehr, weil sie ihr in die Krise gekommenes Wirtschaftssystem und die Profte einiger weniger für wichtiger halten, als unser Leben. Deshalb haben wir gemeinsam mit anderen Kräften einem Aufruf für einen gewerkschaftlichen Aktionsplan initiiert, der sowohl eine bundesweite Demonstration als auch umfassende Investitionen in Gesundheit, Soziales und Bildung fordert. Unterzeichnet den Aufruf “Wir schlagen Alarm” hier: www.wir-schlagen-alarm.de