Der Todeskampf des Kapitalismus und Perspektiven für den Sozialismus

Erfolgreiche europäische Sommerschulung des Komitees für eine Arbeiter*inneninternationale (CWI)

Ende Juli fand die fünftägige europäische Sommerschulung des CWI mit über 140 Genoss*innen aus England & Wales, Irland, Schottland, den USA, Frankreich, Österreich und Deutschland in Berlin statt. Über fünf Tage wurden in Plenarsitzungen und Workshops politische Diskussionen zu Analysen und Perspektiven des CWI geführt.

Von Chiara Stenger, Berlin

Im Eröffnungsplenum referierte der Sekretär des CWI, Tony Saunois, über “Den Todeskampf des Kapitalismus und die Perspektiven für den Sozialismus”. In den fünf Jahrzehnten seit dem Bestehen des CWI waren wir an weitreichenden Auseinandersetzungen und Kämpfen beteiligt, wie unzähligen Streiks in verschiedenen Ländern, der Anti-Poll-Tax-Bewegung oder dem Kampf des sozialistischen Liverpooler Stadtrats. Doch in den fünfzig Jahren seit dem Bestehen des CWI hat sich die Weltlage auch sehr verändert. Instabilität und Krisen nehmen aktuell zu und es gibt eine massive Polarisierung. Zunehmende weltweite Verschuldung, eine Zunahme an geopolitischen Konflikten, Wahlsiege rechter und populistischer Kräfte in einigen Ländern, aber auch immer wieder Massenproteste wie zuletzt in Kenia oder Bangladesch. Die Ungleichheit zwischen Arm und Reich war nie größer und das führt zu potenziellen Explosionen des Klassenkampfes. Wie Tony betonte, müssen wir uns in der neuen Ära des Kapitalismus auf neue Aufgaben und Herausforderungen gefasst machen. So sind “alte Sicherheiten nicht mehr sicher und was unmöglich war, wird möglich” – und auch die Möglichkeit, die Unterstützung für den Sozialismus zu stärken wird größer! In den letzten Monaten und Jahren sahen wir zunehmend Streiks und Massenbewegungen in verschiedenen Ländern, doch diese sind erst der Anfang und wir müssen uns auf eine Zuspitzung von Kämpfen bereit machen und diese vorantreiben! 

Die Veränderungen und zunehmenden Krisen in dieser neuen Ära des Kapitalismus bieten schließlich auch Chancen, unsere revolutionäre marxistische Organisation sowie die breite Arbeiter*innenbewegung aufzubauen. Doch dazu dürfen wir “die neue Weltsituation nicht durch ein altes Prisma betrachten, sondern müssen die marxistische Methode auf die neue Situation anwenden, um die richtige Analyse zu haben”. Klar ist aber auch, dass wir keine Perspektiven aufstellen können, ohne die internationale Situation zu berücksichtigen, weshalb der Austausch mit Genoss*innen aus verschiedenen Sektionen sehr bereichernd war.

In der Diskussion gab es viele Beiträge unter anderem über die aktuellen Situationen in Kenia, Latein Amerika, den USA, Südafrika, China, Südostasien, Nigeria, Türkei, Frankreich sowie Israel und Palästina und die sich daraus ergebenden Weltperspektiven. Hannah Sell, die Generalsekretärin der Socialist Party England & Wales fasste die Diskussion zusammen und betonte unter anderem, dass eine neue Weltwirtschaftskrise durch verschiedene Faktoren ausgelöst werden kann. Sie resümierte auch, dass die Streiks der letzten Jahre zeigen, wie groß das politische Vakuum auf der Linken und das Potenzial für Massenarbeiter*innenparteien weltweit ist. Eine unserer Aufgaben ist es, diese Prozesse zu beschleunigen und andererseits wo immer möglich das CWI international aufzubauen.

Doch dazu brauchen wir theoretisches und historisches Wissen und die Waffe einer marxistischen Analyse und eines korrekten Programms – weshalb wir in zahlreichen Workshops eine Bandbreite an theoretischen, aktuellen, internationalen und historischen Themen diskutierten. Beispielsweise wurden dabei die Folgen eines möglichen Wahlsiegs von Trump, die aktuelle Situation in China, Lateinamerika und Afrika thematisiert. Ein Workshop setzte sich genauer mit dem fortlaufenden Krieg zwischen Russland und der Ukraine auseinander, andere beispielsweise mit der Theorie der Permanenten Revolution, dem heutigen Charakter der Arbeiter*innenklasse, Faschismus, Befreiung und Selbstbestimmung für LGBTIQ+ Personen, der Nelkenrevolution 1974, Sozialistischen Lösungen für den Klimawandel, Marxismus und Gewerkschaften, der Situation von Frauen und dem Stand der Frauenbewegung sowie Linkem Populismus.

In einer zweiten Plenumsdiskussionen wurde ausführlich über den Krieg gegen Gaza und ein sozialistisches Programm für Selbstbestimmung und Frieden in Nahost diskutiert. Judy Beishon vom Internationalen Sekretariat des CWI leitete diese Diskussion ein und erklärte das Programm für Arbeiter*inneneinheit und Sozialismus, das das CWI von anderen linken Kräften in dieser Frage unterscheidet. In der Diskussion wurden diese programmatischen Fragen vertieft, aber auch persönliche Erfahrungen aus der Palästina-Solidaritätsbewegung vorgebracht und die Lage in anderen Ländern der Region, wie Ägypten, behandelt.

In einer dritten Plenumsdiskussion leitete Sascha Staničić, Bundessprecher der Sol, zur politischen Situation und den Klassenkämpfen in Europa ein. Er betonte die enorme Polarisierung, die wowohl eine Stärkung rechtspopulistischer Kräfte in vielen Ländern, aber auch von linken Kräften und einer Zunahme von Streiks und Protestbewegungen beinhaltet. Die jüngsten Entwicklungen in Großbritannien und Frankreich spielten ebenso eine Rolle in der Diskussion, wie die aktuellen Entwicklungen in Deutschland und anderen Ländern.

Am letzten Tag der Schulung ging es schließlich um den Aufbau unserer Sektionen und des CWI weltweit. TU Senan vom Internationalen Sekretariat leitete dazu ein und in der Diskussion wurde die große Bandbreite von Aktivitäten der CWI-Sektionen deutlich. Albert Kropf aus Österreich berichtete, dass die dortige CWI-Gruppe mehrere Mitglieder zurückgewinnen konnte, die sich 2019 bei der Spaltung des CWI der ISA (Internationale Sozialistische Alternative) angeschlossen hatten und die Genoss*innen nun ehrgeizige Pläne für die Herausgabe einer neuen Zeitung und die Durchführung eines Sozialismustags im Herbst haben. Auch Genoss*innen aus den USA, Deutschland und anderen Sektionen konnten über wichtige Fortschritte im Aufbau berichten. 

Durch die Schulung konnte man auch neben dem regulären Programm Genoss*innen aus anderen Sektionen und Ländern kennenlernen, viel diskutieren und uns über praktische Arbeit zum Beispiel im Jugend- oder Gewerkschaftsbereich austauschen. Die CWI Sommerschulung führt jedes Mal aufs Neue die Bedeutung einer marxistischen Internationale durch direkten persönlichen Kontakt mit Genoss*innen plastisch vor Augen. Mit zusätzlicher Kraft und politischer Klarheit über den Charakter unserer Zeit, über die kommenden Herausforderungen und Krisen des Systems endete die Sommerschulung. Sie hinterließ die Teilnehmer*innen motiviert, in ihren Sektionen und Städten weiter das Programm und die Methoden des CWI zu verteidigen und unsere Organisation aufzubauen. Das drückte sich auch in der sehr erfolgreichen Spendensammlung aus. Eigentlich sollte der Appell erst auf dieser Sommerschulung beginnen – doch vom Ziel von 25.000 Euro wurden schon über 24.000 Euro eingenommen – Geld, das dringend für den Aufbau des CWI gebraucht wird. 

Wenn auch du spenden willst, ist das hier möglich. Wenn Du dich organisieren willst, tritt mit uns in Kontakt und schließe dich uns an – für eine bessere Welt ohne Krisen, Kapitalismus und Elend!

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Empfänger: Sozialistische Organisation Solidarität,

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Betreff: Internationaler Spendenappell