Offensiver Arbeitskampf statt zaghaftem Bitten nötig
Im Herbst dieses Jahres startet die Tarifrunde für die circa. 3,9 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie. Doch die Forderungen der IG Metall von sieben Prozent, 170 Euro mehr für Auszubildende, eine noch nicht konkretisierte Sozialkomponente und eine Ausweitung des Modells zur Wahl zwischen Geld und Arbeitszeit, bergen die Gefahr eines Reallohnverlustes. Die Inflation der letzten Jahre hat ordentlich zu Buche geschlagen und die Teuerung geht nun zwar weniger stark, aber von einem höheren Niveau aus weiter.
von Katja Sonntag, Gewerkschaftssekretärin, Münster
Die Abschlüsse der Vergangenheit waren deutlich niedriger als die Forderungen, auch weil lange Laufzeiten vereinbart wurden. Es darf also in dieser Runde keine Abstriche geben – die Forderungen müssen voll und mit einer Laufzeit von maximal zwölf Monaten durchgesetzt werden. Selbst das würde die Reallohnverluste der letzten Jahre nicht aufwiegen und eigentlich wäre eine höhere Forderung nötig gewesen – und hätte sich auch aus der Mitgliederbefragung ergeben, in der zwei Drittel acht Prozent oder mehr vorgeschlagen haben.
Drohungen
Die Kapitalist*innen haben bereits das Drohszenario Arbeitsplatzabbau ins Gespräch gebracht und begründen dies mit sinkenden Auftragseingängen und Produktionszahlen. Diese Drohkulisse wird oft bemüht, ganz egal wie die reale wirtschaftliche Lage aussieht. Natürlich sind aber die Sorgen von einigen Kolleg*innen, die das auslöst, ernst zu nehmen. Die gewerkschaftliche Antwort sollte aber die Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung auf 30 Stunden, und zwar bei vollem Lohnausgleich, also auch ohne Abstriche durch Wahlmöglichkeiten, sein. Außerdem sollte die IG Metall angesichts von Verlagerungen und massiven Stellenabbauplänen das in ihrer Satzung formulierte Ziel einer „Überführung von Schlüsselindustrien und anderen markt- und wirtschaftsbeherrschenden Unternehmungen in Gemeineigentum“ (§8, Punkt 4) aufgreifen. In Gemeineigentum und unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung der arbeitenden Bevölkerung können einerseits Arbeitsplätze und Löhne gesichert und andererseits eine sinnvolle und nachhaltig Produktionsplanung für Mensch und Natur angegangen werden.