Filmrezension: „Ellbogen“ zeigt die ungeschönte, kapitalistische Realität
Die Verfilmung des Debütromans von Fatma Aydemir erzählt die Geschichte einer jungen Deutschtürkin, die im Wedding aufwächst. Konfrontiert mit Diskriminierung und wenig aussichtsreichen Perspektiven, beginnt eine tragische Geschichte, die nur der Kapitalismus schreiben kann.
von Caspar Loettgers, Berlin
Hazal, die Hauptprotagonistin, steht kurz vor ihrem achtzehnten Geburtstag. Unter der Woche läuft sie auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz vergeblich von Bewerbungsgespräch zu Bewerbungsgespräch. Immer wieder wird sie mit unterschwelligem Rassismus konfrontiert. So bleibt nur die Arbeit in der Bäckerei ihrer Eltern.
Um dem allen zumindest für eine kurze Zeit zu entfliehen, entschließt sich Hazal, mit ihren Freundinnen an ihrem Geburtstag feiern zu gehen. Doch auch hier werden sie mit der kalten Realität in Deutschland konfrontiert. In den Club kommen sie nicht rein. „Ihr seht aus, als kommt ihr von einer türkischen Hochzeit“, bekommen sie zu hören. Nachdem sie auch noch in der U-Bahn sexistisch angemacht werden, wehrt sich Hazal, was jedoch zum Tod eines Studenten führt. So flieht Hazal nach Istanbul, wo sie jedoch auch auf Ablehnung und den bitteren kapitalistischen Alltag trifft.
Man merkt dem Film an, dass die Macher*innen viel Wert auf Authentizität gelegt haben. Die Sprache und das Verhalten der Protagonist*innen sind nicht immer freundlich und sympathisch, aber sie sind echt. Auch die Orte, an denen der Film spielt, wirken fast wie aus einem Dokumentarfilm.
Kein Entkommen im Kapitalismus
„Ellbogen“ zeigt mit aller Härte, dass es im Kapitalismus kein Entkommen aus Armut und Diskriminierung gibt. Entweder man fügt sich oder geht unter. Der Film zeigt auch kein Happy End, in dem Hazal doch noch eine Ausbildung bekommen würde oder ihr Abitur nachholen könnte. Damit ist „Ellbogen“ eine erfrischende, wenn auch bittere, Abwechslung zu den sonstigen Blockbustern, die nur von Erfolgsgeschichten und glücklichen Einzelfällen erzählen.
Was „Ellbogen“ nicht zeigt, ist ein Ausweg aus der ganzen Scheiße. Muss er auch nicht, er ist auch so ein guter Film. Doch werden sich sicherlich einige Zuschauer*innen fragen, was können wir gegen diese düstere Realität machen? Da bleibt nur zu sagen: Ein Happy End gibt es nur mit der Überwindung des Kapitalismus und dem Kampf für eine sozialistische Demokratie, die Ausbeutung und Diskriminierung endgültig ein Ende setzt.