Friedliche Raumfahrt zum Nutzen aller war einmal, jetzt geht es um Profite
Als 1979 eine übermächtige Firma die Besatzung eines Raumschiffs in tödliche Gefahr eintauchen ließ, um ihre eigenen Profite zu sichern, erschien „Alien“ wie einfältiger, actionreicher B-Movie. Selbst im Jahr 2024 wirkt die Idee vom Kapitalismus im Weltall wie der Stoff für mahnend formulierte, dunkle Zukunftsvisionen. Dabei liegen die Szenarien längst in den Schubladen mächtiger Konzerne, denen sich kapitalistische Staaten als Handlanger andienen. Mitunter könnten die Dystopien des Science-Fiction-Autors Philipp K. Dick oder der Brüdern Strugatzki kaum grässlicher formuliert sein.
von Steve Hollasky
Karl Marx schrieb in seinem Werk „Das Kapital“ über den Fetischcharakter der Ware. Beinahe alles, was die Kapitalist*innen in die Finger bekommt, kann zur Ware, zum Handelsgut werden. Mit beinahe allem kann man Profite machen. Die Raumfahrt ist von diesem Grundgesetz des Kapitalismus längst nicht mehr ausgeklammert.
Allein in diesem Jahr werden wahrscheinlich 630 Milliarden US-Dollar Umsatz mit Geschäften außerhalb der Erdatmosphäre erzielt werden, wie n-tv im Juli dieses Jahres berichtete. Bis 2035 wird sich diese bereits immense Zahl auf 1,8 Billionen fast verdreifachen. Einen deutlichen Ausdruck dieses Anstiegs liefert die Zahl der Satelliten, die die Erde umkreisen. Die Europäische Raumfahrtbehörde ESA schätzte sie 2023 auf mehr als 7000. Der Großteil gehört privaten Anbietern und eine steigende Anzahl dient militärischen Zwecken. Innerhalb der kommenden sechs Jahre sollen 60.000 Satelliten unseren Planeten umkreisen. Um deren Entsorgung macht man sich – auch das charakteristisch für die globale Profitwirtschaft – einstweilen keine Sorgen.
Noch vor gut siebzig Jahren zog der sowjetische Sputnik noch gänzlich einsam seine Bahnen um den blauen Planeten.
Eigentumsfrage
Längst geht es nicht mehr um künstliche Himmelskörper in der Umlaufbahn. Folgt man der Ideenwelt von Mathias Maurer, werden bald schon Industriebetriebe außerhalb der Atmosphäre ihre Arbeit aufnehmen. Der Astronaut des Artemis-Projektes soll mit der NASA zum Mond fliegen und glaubt an ganze Fabriken im All, wie er im Juli n-tv erzählte.
Science-Fiction? Im Moment wohl noch. Nur wollen die Herrschenden inzwischen vorsorgen. Vor neun Jahren machten sich die USA auf den Weg und deklarierten das Weltall als Verfügungsraum der USA. Abgeordnetenhaus und Senat stimmten dem Gesetz zu, der damalige Präsident Barack Obama unterzeichnete es.
Das Space Act von 2015 erlaubt es US-Bürger*innen, Rohstoffe auf Himmelskörpern außerhalb der Atmosphäre auszubeuten. Nötig hierzu ist lediglich ein Antrag. Sollte der bewilligt werden, kann es losgehen. Oder könnte es losgehen, wären da nicht die enormen Kosten, die der Abbau natürlicher Ressourcen auf Asteroiden mit sich bringen wird. Dieser Fakt macht es eher unwahrscheinlich, dass beispielsweise US-amerikanische Lohnabhängige demnächst Vorreiter*innen in der Gewinnung seltener Erden auf Asteroiden werden. Den Großunternehmen mit Sitz in den Vereinigten Staaten könnten aber traumhafte Gewinne ins Haus stehen. Für sie und ihre Profite in der Zukunft ist dieses Gesetz gemacht.
Im Jahr des US-amerikanischen Space Acts passierte der Asteroid „2011 UW158“ die Umlaufbahn der Erde. Er enthält mehr Platin als jemals auf der Erde abgebaut wurde. Ein Beitrag der „Deutschen Welle“ von 2021 bezifferte den Wert des Metalls auf dem Asteroiden „16 Psyche“ auf märchenhafte 700 Trillionen US-Dollar. Selbst ein Asteroid von nur 10 Metern Durchmesser und einem Wasseranteil von 10 Prozent hat durchschnittlich einen Wert von 250 Millionen Dollar, erklärte 2018 Robert Jedicke von der PanStarrs-Sternwarte auf Hawaii in einem Artikel auf ARD Alpha.
Da winken Gewinne, die das US-Kapital, um es mit den Worten von Karl Marx zu sagen – „positiv waghalsig“ werden lassen dürften.
Dass bei Weitem nicht nur das US-amerikanische Kapital in Richtung der enormen außerirdischen Reichtümer schielt, beweist ausgerechnet ein Parlamentsbeschluss im kleinen Luxemburg, das bislang als Raumfahrtnation nicht eben übermäßig aktiv war. Zwei Jahre nach Obamas Unterschrift verabschiedete auch der kleinste der Benelux-Staaten ein Gesetz, nach dem der Abbau von Rohstoffen auf Himmelskörpern und die private Aneignung der Erträge luxemburgischen Firmen erlaubt ist.
Man befinde sich, so verlautete es seinerzeit aus Regierungskreisen in einem Konkurrenzkampf mit anderen Nationen, um den Zugang zu Rohstoffen im All. „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“, so der trockene Spruch einer Sprecherin des luxemburgischen Kabinetts gegenüber der Presse.
Der Staat wurde kurzerhand Investor im Unternehmen „Planetary Resources“, das zunächst seinen europäischen Sitz nach Luxemburg verlegte. Allerdings ging die Firma beim Versuch, Weltraumbergbau zu betreiben, noch lange bevor sich die Spitzhacke in einen Himmelskörper bohren konnte, bankrott. Ein Schicksal, das auch der zweite große Player, den Luxemburgs Regierung anlockte, teilte: Deep Space Industries. Das Unternehmen wollte das zur Ausbeutung des Weltalls nötige Equipment produzieren.
Immerhin, die Absicht der Regierung des kleinen Landes funktionierte: Mit einem Gesetz für Schürfrechte im All lockte man Investoren an.
Aushebelung aller gesetzlichen Regeln
Dabei dürfte nicht zuletzt der Umstand eine Rolle spielen, dass im Weltall die auf der Erde geltenden gesetzlichen Regelungen zum Schutz von Mensch und Umwelt weitgehend ausgeschaltet sind. Umweltvorschriften, Tarifverträge, Wettbewerbsregelungen – man sucht sie im All vergeblich.
Dabei wäre das Weltall im Grunde recht gut reguliert, wenn sich alle daran halten würden: Im Weltraumvertrag der UNO von 1967 wurde klar festgelegt, dass das Weltall niemandem gehört und lediglich der zivilen Forschung dienen darf. Was immer im Weltraum untersucht, erfunden oder abgebaut werden würde, sollte der gesamten Menschheit zugutekommen. Die Stationierung von Waffen im Weltall war durch den Weltraumvertrag verboten.
Die damaligen Hauptakteure der Raumfahrt, USA und UdSSR, legten sich auf diese Regeln fest. Was von Seiten der kapitalistischen Vereinigten Staaten vorrangig damit begründet war, dass sie im Wettlauf im All gegenüber der stalinistischen Sowjetunion ins Hintertreffen geraten war. Der Vertrag sollte, so die Hoffnung, die zumindest zeitweilig erfolgreiche UdSSR in ihren Fortschritten bändigen. Seitens der UdSSR dürfte ein ähnliches Interesse bestanden haben, startete die US-Weltraumbehörde NASA im Rennen Richtung Mond doch deutlich durch. 123 Länder unterschrieben den Vertrag.
Für die Kapitalinteressen heute besteht keinerlei Anlass mehr, sich durch den Weltraumvertrag binden zu lassen. Wieso sollte man sich dem wolkigen Gerede eines Weltraumvertrages von vor fast sechzig Jahren verpflichtet fühlen, wenn es um die „bare Zahlung“ geht, wie Karl Marx und Friedrich Engels die Interessen des Kapitals im „Manifest der kommunistischen Partei“ umschrieben.
Es ist damit zu rechnen, dass auch weitere Staaten ähnliche Gesetze erlassen wie die USA und Luxemburg, vor allem dann, wenn die Hoffnung besteht, sich die Reichtümer des Alls durch technologischen Fortschritt zu privaten Gewinnen machen zu können.
Für einen Profit von „100 Prozent stampft“ das Kapital „alle menschlichen Gesetze unter seine Füße“, hatte Marx festgehalten.
Kommerzialisierung der Raumfahrt
Das Interesse des Kapitals am Bergbau außerhalb der Erdatmosphäre ist zweifelsohne groß. Der bereits angeführte Asteroidenwissenschaftler Robert Jedicke spricht sich für die gezielte Suche nach Himmelskörpern aus, die hierzu herhalten sollen.
Um die gewünschten Profite erzielen zu können, muss sich vor allem eines ändern: die Kosten des Transports. Noch sind die Mengen von Material, die von Asteroiden mitgebracht werden, sehr klein, viel zu klein, als dass sie auch nur im Ansatz die Gewinne ermöglichen könnten, die sich Unternehmen ausmalen.
Das hat nicht zuletzt mit den immensen Kosten zu tun. Die Raumfahrt zählt die in den Orbit zu katapultierenden Lasten noch immer nach Kilogramm.
Die Vergabe von staatlichen Aufträgen an private Großinvestoren soll vorrangig dazu beitragen, Kosten zu sparen, was wenigstes teilweise gelingt. Lange Zeit war der Flug mit einer russischen Sojus-Kapsel die billigste Version, um Lasten in die Umlaufbahn und zurück auf die Erdoberfläche zu bringen. Inzwischen kann es das SpaceX von Elon Musk wesentlich kostengünstiger.
Dabei spült die öffentliche Hand Milliardenbeträge in die Taschen von privaten Großunternehmen. Gerade Musks Weltraumunternehmen ist dabei eine Anlaufstelle. Nach 2030, wenn die Internationale Raumstation (ISS) kontrolliert zum Absturz gebracht werden wird, soll SpaceX das Raumschiff liefern, welches gekoppelt mit der ISS den 430-Tonnen-Koloss zum Absturz bringen soll, worauf sie in der Erdatmosphäre verglühen wird. Der Auftrag soll ein Volumen von etwa 840 Millionen US-Dollar umfassen.
Inzwischen forschen deutsche Firmen an Kleinstraketen, die einmal pro Woche starten sollen, um Mini- und Nano-Satelliten in die Umlaufbahn zu tragen. Flüge ins All sollen alltäglich werden, zumindest, um Material ins Weltall zu befördern. Damit dürfte der Kapitalismus die Umweltkatastrophe weiter eskalieren lassen.
Ist diese Hürde einmal genommen, sinken die aufzuwendenden Kosten für den Weltraumbergbau drastisch und damit steigen die Profite, beziehungsweise werden, um Marx zu folgen, die Profitraten für die Kapitalist*innen interessanter. Karl Marx erklärte die Profitraten als Verhältnis zwischen dem einzusetzenden konstanten und variablen Kapital und den erzielten Gewinnen. Noch ist dieses Verhältnis für das Kapital deutlich zu uninteressant.
Doch auf eine Veränderung in dieser Frage stellt man sich vielerorts – und nicht nur mit Gesetzen in einzelnen Ländern – mehr und mehr ein. Inzwischen kann man Weltraumbergbau an der renommierten sächsischen Bergakademie in Freiberg studieren.
Dystopie total
Jeff Bezos, der zweite Raumfahrt-Großinvestor, denkt inzwischen auf besorgniserregende Art und Weise weiter. Ihm schwebt eine Menschheit vor, die die Erde weitgehend verlassen und in großen Raumstationen leben soll, die um die Erde kreisen. Der Blaue Planet solle dann nur noch im Urlaub besucht werden. Bezos selbst will hierfür die Voraussetzungen schaffen. Als Bezos diese Pläne vorstellte, verbreiteten sie sich mit hoher Geschwindigkeit in der Presse.
Für Dicks oder die Brüder Strugatzki wäre der Milliardär mit seiner Vision sicher der Stichwortgeber für den nächsten dystopischen Roman gewesen. Man darf den Erb*innen seines Vermögens schon jetzt zu ihren häufigen Besuchen auf der Erde gratulieren, während das Weltraumproletariat in rotierenden Röhren mit atemberaubender Geschwindigkeit in kreisrunden Bahnen um unseren Heimatplaneten schießt und Asteroiden ausbeutet, damit bei Leuten wie Bezos kräftig die Kasse klingelt.
Die Utopie der Reichen ist die Dystopie der Armen. Auf der Suche nach künftigen Anlagemöglichkeiten ist keine Idee zu hirnrissig, als dass sie nicht ausgesprochen wird. Aber im Grunde offenbart Jeff Bezos als einer der hervorragendsten Vertreter des Kapitals sein Innerstes, und seine Gedankenwelt sollte uns in ernste Sorge versetzen.
Ein neues Weltraumrennen
Elon Musk und Jeff Bezos sind nur zwei Unternehmer, die mit angeblich visionären Plänen von sich Reden machen und um Aufträge in der Raumfahrt kämpfen.
Manche*r Wissenschaftler*in spricht längst von einem neuen Goldrausch. Die nahe Erdumlaufbahn ist längst kommerzialisiert. Tausende Satelliten jagen um die Erde. Aus den meisten flattern Geldscheine in die Geldbörsen schwergewichtiger Investor*innen. Und man will mehr. Der Weg zum Bergbau im All – auf Asteroiden und vielleicht sogar auf dem Mond – ist im Grunde vorgezeichnet und als großes Investitionsfeld immer wahrscheinlicher.
Bedenken mögen andere haben. Oder vielleicht eher: Weil man Bedenken hat, geht man erst recht diesen Pfad. Was, wenn Asteroiden wie der angesprochene „16 Psyche“ von einem Kapitalisten irgendwann einmal ausgebeutet werden? Der Wert des mit Eisen und Nickel angereicherten Gesteinsbrocken übersteigt den Wert der gesamten Weltwirtschaft, obwohl er nur 250 Kilometer im Durchmesser misst. Wer in die Lage kommen sollte, diesen Asteroiden profitabel auszubeuten, wird über eine ungeheure Macht verfügen.
Die Angst, der letzte zu sein; die Sorge, jemand könnte den Plan vor mir umsetzen und mich so ausstechen, war stets der Antrieb der kapitalistischen Weltwirtschaft und ließ alle Bedenken in den Hintergrund treten.
Der Wettlauf ums All hat längst begonnen. Wie weit dieser Konkurrenzkampf gehen und was er für die Welt bedeuten wird, hängt vor allem davon ab, ob es der Arbeiter*innenbewegung gelingen wird, eine Alternative zum kapitalistischen Irrsinn zu bieten und zu erkämpfen.
Star Wars nicht nur auf der Leinwand
Welche Blüten der Konkurrenzkampf im All inzwischen treibt, zeigt auch die Gründung der US-Spaceforce in Analogie zur US-Airforce in den Vereinigten Staaten. Sie soll Satelliten anderer Nationen überwachen, die eigenen schützen und im Kriegsfall den USA beziehungsweise verbündeten Mächten zum Sieg verhelfen. Inzwischen gibt es derartige Teilstreitkräfte oder Einheiten mit vergleichbaren Aufträgen auch in Deutschland, in China, Russland und Indien.
Die USA, Indien, China und Russland übten schon das Abschießen von Satelliten vom Boden aus. Mit verheerenden Auswirkungen. Die ausgedienten Flugkörper wurden mit Earth-to-Space-Waffen bekämpft und zerstört. In allen Fällen hinterließ das Unterfangen Trümmerwolken mit tausenden Kleinstteilen und damit schwer zu überschätzende Risikoquellen für die zivile Raumfahrt.
Auch Space-to-Space-Waffen existieren inzwischen. Der Weltraumvertrag von 1967 verbot all das, nur halten sich die um Macht streitenden Parteien längst nicht mehr an jene Übereinkunft.
Mehr als 10 Prozent der Wirtschaftsleistung der EU hängen an geographischen Daten, die aus dem All geliefert werden. Daneben sind Satelliten notwendig für die Aufrechterhaltung des Internets, der (Handy-)Kommunikation, der Stromversorgung und des Schiffs- und Flugverkehrs. Das Kapital hat auf allen Seiten ein Interesse daran, diese Einnahmequellen vor fremden Zugriffen zu schützen und die der Gegenseite wenigstens potentiell zu bedrohen.
Im Kriegsfall droht die Zerstörung von Satelliten und damit nicht allein der Ausfall von existentiellen Datenmengen, sondern auch die Entstehung von riesigen Trümmerwolken, die in einem Tempo von mehreren 10.000 km/h um die Erde rasen. Der sichere Transport von Gegenständen in die Umlaufbahn wäre dann infrage gestellt.
Sollten die Herrschenden die Erdumlaufbahn in ihre Konflikte noch mehr einbeziehen, könnte dies auch das Ende der zivilen Raumfahrt und -forschung auf Jahrzehnte nach sich ziehen, was drastische Rückschritte in der medizinischen Forschung, der Erforschung von Klima und Erdentwicklung bedeuten würde.
In noch größer zu denkendem Maßstab als zu Rosa Luxemburgs Zeiten steht also auch an diesem Beispiel die Alternative zwischen „Sozialismus oder Untergang in Barbarei“.
Die Schätze gehören allen – das Weltall niemandem
„Ihr seid verloren, wenn Ihr vergesst“, hatte Rousseau bereits im 18. Jahrhundert geschrieben, „dass die Früchte allen gehören und die Erde niemandem gehört.“ Damit formulierte der französische Revolutionär einen Satz, der sich gut und gern ebenso auf die Weiten des Kosmos anwenden ließe. Ebenso wie die Erde sollte er niemandem gehören und das, was man im Weltall erarbeitet, erkennt, erwirtschaftet sollte Eigentum aller sein, demokratisch verwaltet und zum Nutzen aller verwendet werden.
Im Grunde liegen Schätze um uns herum, die zu nutzen sinnvoll sein könnte. Nach Schätzungen von Andreas Hein von der Universität Paris-Saclay würde es alles in allem 150 Kilogramm CO₂ kosten, um ein Kilogramm Platin von einem Asteroiden auf die Erde zu holen. Der Abbau der gleichen Menge Platin auf der Erde produziert hingegen bis zu 40.000 Kilogramm des Treibhausgases. Jenseits der kapitalistischen Profitlogik gäbe es also wirklich herausragende Möglichkeiten, das Leben für uns alle durch die wirtschaftliche Nutzung der Raumfahrt zu gestalten.
Nur wird eine solche Nutzung vor dem Hintergrund der Marktlogik vor allem Elend, soziale Ungleichheit, Umweltzerstörung und mitunter blutig ausgetragener Konkurrenzkampf bedeuten.
Will man die Raumfahrt zum Nutzen der Menschheit gestalten, müssen wir uns vom Kapitalismus verabschieden, denn die Interessen des Kapitals laufen denen der weit überwiegenden Mehrheit der Menschen zuwider.
Das bedeutet auch, dass Raumfahrt in die öffentliche Hand gehört und die Ziele, Pläne und Auswirkungen der Wissenschaft im All offen diskutiert und demokratisch entschieden werden müssen. Sämtliche militärischen Einheiten, die allesamt die Militarisierung der Raumfahrt ausweiten, gehören sofort aufgelöst und die für sie verwendeten Finanzmittel der friedlichen Nutzung der Raumfahrt zugeführt.
Sämtliche im All gesammelten Daten müssen kostenlos öffentlich zugänglich sein. Satelliten im All könnten bereits jetzt die gesamte Erdbevölkerung mit kostenlosem Internet versorgen, daraus ergibt sich nicht nur die Möglichkeit dies zu tun, sondern der Anspruch von allen acht Milliarden Menschen einen kostenlosen Zugang zum Internet zu haben.
Wollen wir den Reichtum, den uns die Natur geschenkt hat, im Einklang mit ihr und zum Wohle aller verwenden, dann müssen wir den Kapitalismus besser heute als morgen abschaffen.
Oder um es mit den Worten der schon mehrfach bemühten Autoren des Science-Fiction-Klassikers „Stalker“, den Brüdern Strugatzki, zu sagen: „Es müsste sich alles ändern. Nicht ein Leben und nicht zwei, nicht ein Schicksal und nicht zwei – jedes Schräubchen dieser stinkenden Welt müsste sich ändern.“
Etwas weniger prosaisch, sehr viel irdischer und doch treffsicher hatte es der lateinamerikanische Revolutionär Ernesto Ché Guevara einmal formuliert: „Es gibt keine Alternative als die sozialistische Revolution.“
Steve Hollasky ist Mitglied des Sol-Bundesvorstands aus Dresden und Autor mehrerer Bücher, die im Manifest-Verlag erschienen sind.