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Zweiter Sozialismustag in Mainz war ein Erfolg
Am 18. Januar 2025 fand in Mainz der diesjährige Sozialismustag statt. Dieses Event wurde zum zweiten Mal von der Sol Mainz organisiert und etabliert sich als regelmäßige Tradition. Der Tag bot ein abwechslungsreiches Programm mit Grußworten, Workshops, einer Vorstellung der Sol sowie einer abschließenden Diskussion.
von Laurens Albers, Mainz
Mit 42 Teilnehmer*innen war der Sozialismustag ein voller Erfolg. Die Anwesenden kamen mit unterschiedlichem Erfahrungsstand: von Menschen, die zum ersten Mal mit marxistischen Ideen in Berührung kamen und grundlegende Fragen stellten, bis hin zu solchen, die bereits auf einige Jahre der politischen Erfahrung zurückblicken. Es war spürbar, dass die tiefen politischen Krisen der letzten Jahre dazu führten, dass viele auf der Suche nach Austausch und Orientierung waren, und auch die Frage der eigenen Organisierung wichtig war. Die Diskussionen waren sowohl in den offiziellen Formaten als auch in Einzelgesprächen lebhaft und bereichernd.
Nach der Begrüßung und einer politischen Einführung wurde das Grußwort der Socialist Party aus England und Wales, Schwesterorganisation der Sol und Teil des Komitees für eine Arbeiter*inneninternationale (CWI), vorgetragen. Darin wurde über ein wachsendes politisches Interesse innerhalb der Arbeiter:innenklasse in England berichtet, ausgelöst durch die Enttäuschung über die Labour Party, die nicht die erhofften Verbesserungen brachte.
Vielfältige Workshopschienen
Die erste Workshopschiene widmete sich zwei zentralen Themen: „Hoch mit den Löhnen! Wie kommen die Gewerkschaften in die Offensive?“ und „Der Kampf für eine Arbeiter*innenpartei – Wie weiter für Die Linke?“. Beide Workshops behandelten die Frage der politischen Organisierung der arbeitenden Bevölkerung in Form von Gewerkschaften und einer Partei. So wurden die anstehenden Tarifrunden im Öffentlichen Dienst, sowie der Kampf gegen Stellenabbau u.a. bei VW und wie die Ausrichtung der Gewerkschaften hin zu kämpferischen und demokratischen Organisationen gelingen kann, diskutiert. Parallel dazu wurde darüber gesprochen, welche politischen Faktoren und Fehler zur Krise der Linkspartei geführt haben und wie ein Kurswechsel aussehen müsste, um sich aus dieser herauszubewegen. So wurde deutlich, welchen Verlust es bedeuten würde, wenn Die Linke es nicht über die 5-Prozent-Hürde schafft und damit keine linke Partei mehr im Bundestag vertreten wäre, aber auch, welcher Anspruch eine sozialistische Arbeiter*innenpartei eigentlich haben sollte, die sich nicht an SPD und Grünen orientiert.
Besonderes Interesse galt der Vorstellung der Sol, die speziell Menschen anzog, die eigens dafür gekommen waren. Während der Mittagspause stieß der Büchertisch auf großes Interesse, und es wurden sowohl Spenden gesammelt als auch Literatur verkauft.
Die zweite Workshopschiene umfasste die Themen „Zwischen Krieg und Propaganda: Welcher Weg zu Frieden und Selbstbestimmung im Nahen Osten?“ und „Relikt oder Revolution – Warum Trotzkismus?“. Insbesondere der erste Workshop war hochaktuell, da er den Waffenstillstand zwischen der israelischen Regierung und der Hamas thematisierte. Die Diskussion ging über die geplante Zeit hinaus, da die Teilnehmenden historische Hintergründe und aktuelle Entwicklungen erörterten. Der zweite Workshop beschäftigte sich mit den revolutionären Ideen Leo Trotzkis und wie diese für die heutige Zeit angewendet werden können. Klar wurde hier: Der revolutionäre Marxismus (Und Trotzkismus ist moderner Marxismus.) ist kein Dogma, sondern eine lebendige Wissenschaft und ein Werkzeug zur Veränderung der Welt.
Abschlussdiskussion mit internationaler Perspektive
Die Abschlussdiskussion begann mit einem Grußwort des Democratic Socialist Movement (DSM) aus Nigeria, Schwesterorganisation der Sol und Teil des Komitees für eine Arbeiter*inneninternationale (CWI). Dabei wurde über die Verfolgung von elf Aktivist*innen berichtet, die nach zwei Monaten Haft auch dank internationaler Solidaritätsaktionen freigelassen wurden. Sie stehen jedoch weiterhin vor Gericht, wobei ihnen u.a. Hochverrat vorgeworfen wird, der in Nigeria mit der Todesstrafe geahndet werden kann. Das DSM bat um anhaltende Unterstützung durch weitere Solidaritätsaktionen.
Zum Abschluss des Tages gab es noch eine Diskussion unter dem Titel „Stellenabbau, Neuwahlen, Kürzungen – Wie Widerstand gegen Angriffe von oben organisieren?“ statt. In der Einleitung wurde dargelegt, wie sich die ökonomische Krise des Kapitalismus gerade auswirkt, was unter einem Kanzler Merz zu erwarten ist und worauf sich die Arbeiter*innenklasse jetzt einstellen muss. In der Diskussion wurden einige Aspekte aus den vorangegangenen Debatten nochmal zusammengeführt, wie zu bevorstehenden Arbeitskämpfen und den Perspektiven für einen Arbeiter*innenpartei, aber auch internationale Entwicklungen, wie der Wahlsieg Trumps und die Gefahr von einem weiteren Aufstieg rechter Kräfte bestimmten die Redebeiträge. In den abschließenden Worten wurde auf diese Aspekte nochmals eingegangen und die Notwendigkeit von sozialistischer Veränderung unterstrichen, wenn es einen Ausweg aus der Dauerkrise geben soll.
Rückblick und Ausblick
Die verkürzte Mobilisierungszeit – bedingt durch eine Terminverschiebung wegen der Raumsuche und der damit verbundenen Winterpause – hatte Auswirkungen auf die Teilnehmer*innenzahl, insbesondere bei studentischen Besuchern. Dennoch wurde das Ziel erreicht, eine größere Veranstaltung als im November 2023 zu organisieren und es konnten acht neue Kontakte geknüpft werden, die Interesse haben, sich der Sol anzuschließen. Insgesamt war der Sozialismustag ein Erfolg und deutet auf ein ereignisreiches Jahr 2025 hin, in dem sowohl ein Wachstum der Organisation als auch eine Zunahme politischer Aktivitäten zu erwarten ist.