Gemeinsam gegen Ungleichheit und Sexismus!

Frauenkampf und Klassenkampf gehören zusammen

Inflation, niedrige und ungleiche Löhne, hohe Mieten, fehlende Betreuungsangebote, hohe Arbeitsbelastung, Krise im Gesundheitssystem, Altersarmut, Sexismus im Alltag, Gewalt, Kürzungen bei Jugend- und Fraueneinrichtungen… die Liste der Probleme, die lohnabhängigen Frauen das tägliche Leben schwer machen, ist scheinbar endlos. Doch sie sind nicht nur Betroffene, sondern spielen aktuell, wie auch historisch, eine zentrale Rolle im Kampf gegen diese Probleme und das System, das sie zustande bringt.

Von Chiara Stenger, Berlin

So auch bei Tarifrunden, beispielsweise aktuell im Öffentlichen Dienst. Über die Hälfte aller ver.di Mitglieder sind weiblich. Die Gewerkschaft ist nach eigener Angabe die größte Frauenorganisation Deutschlands. Die Pflege ist ein besonders kampferfahrenes, frauendominiertes Berufsfeld, das in den letzten Wochen für höhere Löhne und damit auch mehr Personal und eine bessere Gesundheitsversorgung für alle streikt. Das ist in vielerlei Hinsicht bedeutsam für den Kampf um Frauenrechte: Einerseits bauen gemeinsame Kämpfe und damit gemeinsame Erfahrungen von Menschen aller Geschlechter Vorurteile untereinander ab und sind wichtig für den Kampf gegen Sexismus und Diskriminierung. Zugleich erhöht sich so das Selbstbewusstsein von Frauen in diesen Bereichen. Sie lernen für sich und ihre Interessen einzustehen und es wird schwerer, sie kleinzuhalten, gegeneinander auszuspielen oder zu isolieren.

“Allein machen sie dich ein.”

Lohnabhängige Frauen sind im Kapitalismus mehrfach belastet. Sie sind berufstätig und sie tragen meist die Hauptverantwortung für die familiäre Sorgearbeit. Letzteres ist für den Staat und die Kapitalist*innen hilfreich, weil sie so die Finanzierung von öffentlicher Erziehung, Pflege und Sorge einsparen. Das führt bei Frauen oft zu Überarbeitung, Aufgeben der eigenen Bedürfnisse und häufig zu Isolation. Wenn Frauen sich jedoch organisieren, gemeinsam mit ihren Kolleg*innen kämpfen und damit für ihre eigenen Interessen einstehen, ist das eine wichtige Erfahrung, die Kraft und Selbstbewusstsein gibt. Spaltungen innerhalb der Belegschaft entlang von Geschlechtern, aber auch Herkunft oder Sexualität, werden in solchen gemeinsamen Auseinandersetzungen geschwächt oder können sogar überwunden werden. Denn in ihnen wird klar, dass nur durch Solidarität und gemeinsamen Kampf ein Erfolg möglich ist – und dass die wahren Grenzen zwischen Beschäftigten und Bossen verlaufen. Die so gemeinsam erkämpften Verbesserungen – bessere Arbeitsbedingungen, höhere Löhne, kürzere Arbeitszeiten – kommen allen zugute, mindern aber die doppelte Belastung von Arbeiterinnen besonders.

Für echte Selbstbestimmung

Für echte Befreiung reicht individuelle Verbesserung nicht aus – die Veränderung der gesellschaftlichen und ökonomischen Stellung der Frau ist der zentrale Hebel. Nötig ist ökonomische Unabhängigkeit durch höhere Löhne generell sowie gleichen Lohn für gleichwertige Arbeit. Es braucht echte körperliche Selbstbestimmung, also das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und eine flächendeckende Gesundheitsversorgung. Wichtig ist aber auch echte Wahlfreiheit: Frauen und Familien mit Kinderwunsch sollten Kinder bekommen können und sich nicht aus Angst vor Armut, Überlastung oder fehlenden Betreuungsmöglichkeiten dagegen entscheiden müssen. Diese Wahlfreiheit ist durch die zunehmenden wirtschaftlichen Krisen sowie rechte Regierungen unter Trump, Merz & Co. international nochmal mehr gefährdet. Statt Investitionen in Gesundheit, Soziales, Schutzräume und Betreuungsangebote stehen weitere Kürzungen und Angriffe auf unsere Rechte bevor. Das ist kein Zufall, sondern Teil des Kapitalismus, der auf Ausbeutung und Spaltung basiert, um einigen wenigen möglichst hohe Profite zu ermöglichen und bei dem nicht die Interessen der Mehrheit der Menschen im Fokus stehen. Im Rahmen dieses Systems wird es immer wieder zu Armut, Diskriminierung und der Einschränkung von Rechten kommen. 

Aktiv werden für sozialistische Veränderung!

Dagegen müssen wir gemeinsam aktiv werden! Gewerkschaften, die Linke und politische Organisationen müssen Kampagnen organisieren und gegen kommende Angriffe mobilisieren. Darüber hinaus müssen wir uns aber auch sozialistisch organisieren, um nicht nur die Symptome, sondern auch den Kapitalismus als Ursache zu bekämpfen. Die dauerhafte und umfassende Befreiung der Frau kann nur durch eine internationale sozialistische Demokratie erreicht werden, eine Gesellschaft, die nicht auf Konkurrenz und Unterdrückung, sondern auf Solidarität, wirklicher Freiheit und kollektiven demokratischen Entscheidungen basiert. Also schließ dich uns an, denn es muss nicht bleiben, wie es ist!