Indonesien: Wut wächst in Protestwelle nach Tod eines Arbeiters durch Polizei

David Wadie Fisher-Freberg, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

Von Qira, Sosialis Alternatif (CWI Malaysia), zuerst veröffentlicht am 8. September 2025

Nur zehn Monate nach dem Amtsantritt zum Präsidenten von Prabowo Subianto erreichen die sozialen Unruhen in Indonesien ihren Höhepunkt. Am Freitag, dem 29. August, wurde ein Lieferant der Gig Economy getötet, nachdem er von einem Brimob-Lkw (Mobile Brigade) überfahren wurde, der von taktischen Polizeikräften gefahren wurde. Der 21-jährige Arbeiter namens Affan Kurniawan, der mitten in einer Demonstration festsaß, musste sein Fahrzeug anhalten, weil sein Mobiltelefon auf die Straße gefallen war. Ein Thema, gegen das diese Demonstration protestierte, war die Entscheidung, Abgeordneten eine zusätzliche monatliche Wohnzulage in Höhe von 3.000 Dollar zu gewähren. Während des Vorfalls wurde er von dem Lastwagen angefahren und überrollt. Tausende von Indonesier*innen sowie Gig-Arbeiter*innen (Ojek) trauerten um Affan und begleiteten seinen Leichenzug zum Friedhof. Die Tragödie löste größere Proteste im ganzen Land aus und verstärkte die öffentliche Wut gegenüber den Behörden. In den folgenden Tagen kam es zu Polizeieinsätzen, bei denen ein Student durch Schläge der Behörden ums Leben kam. Unterdessen starben in Makassar drei Beamte, nachdem sie in einem brennenden Gebäude des Regionalen Volksvertretungsrats (DPRD) eingeschlossen worden waren – das Feuer wurde vermutlich von unbekannten Demonstrant*innen inmitten der Unruhen gelegt.

Soziale Unruhen und die Brutalität der herrschenden Klasse Indonesiens

Seit Beginn der Studendierendenproteste unter dem Motto „Dark Indonesia” im Februar dieses Jahres kam es in verschiedenen Regionen in Großstädten und Industriegebieten immer wieder zu Massenunruhen, an denen Hunderttausende Menschen beteiligt waren. Die Proteste verliefen zwar meist friedlich, wurden jedoch häufig von der Polizei mit repressiven und gewalttätigen Maßnahmen beantwortet. So verlief beispielsweise am Tag der Arbeit im Mai (1. Mai) eine Kundgebung, die von einer Koalition aus Gewerkschaften, Studierende und Aktivist*innen, GEBRAK (Arbeiterbewegung mit dem Volk), organisiert worden war, Berichten zufolge friedlich, als die Polizei mit Tränengas vorging, Demonstrant*innen schlug und ihnen schwere Verletzungen zufügte und Demonstranten unter dem Vorwurf, Anarchist*innen zu sein, festnahm. Beobachter*innen beschrieben die Festnahmen als willkürlich, da nicht nur Demonstrant*innen, sondern auch freiwillige Sanitäter*innen im Dienst festgenommen wurden. Einige dieser Festnahmen wurden Berichten zufolge von unbekannten Personen durchgeführt, die wie Demonstrant*innen gekleidet waren, was weitere Bedenken hinsichtlich der Unterwanderung und der Verwischung der Grenzen zwischen rechtmäßiger und unrechtmäßiger Autorität bei der Kontrolle von Menschenmengen aufkommen ließ.

Demonstierende, die medizinische Behandlung benötigten, wurden von der Polizei unter Druck gesetzt, sich Ermittlungsverfahren zu unterziehen, obwohl das medizinische Personal ihnen Ruhe verordnet hatte. Dies ging sogar so weit, dass die Drogenfahndung Urintests durchführte. Solche Maßnahmen wurden weithin als bewusste Versuche wahrgenommen, Demonstrant*innen zu kriminalisieren und die Massenbewegung zu schwächen. Die Brutalität und Unmenschlichkeit der Behörden gerieten nach dem Tod von Affan Kurniawan, der sich schnell in den sozialen Medien verbreitete und die Schlagzeilen beherrschte, unter intensive öffentliche Beobachtung. Sein Tod löste eine noch größere Protestwelle aus und zwang Prabowo schließlich dazu, die Aufhebung der erhöhten Wohnzuschüsse und mehrerer Privilegien zu versprechen, die zuvor Regierungsministern gewährt worden waren. Als Reaktion auf die öffentliche Empörung forderte er außerdem eine gründliche Untersuchung, versprach entschlossenes Handeln und bot Affans Familie ein Haus an. Doch diese symbolischen Gesten werfen schwierige Fragen auf: Werden sie die indonesische Gesellschaft wirklich zufriedenstellen? Kann die Öffentlichkeit die systematische Brutalität der Behörden vergessen, die zwischen Februar und August mehr als 1.000 Aktivist*innen festgenommen, ihnen Gewalt angetan und 20 von ihnen spurlos verschwinden lassen haben?

Die Bemühung der Behörden, Demonstrant*innen als „Anarchisten“ und „Terroristen“ zu brandmarken, bildete den Hintergrund für die Rede des nationalen Polizeichefs Listyo Sigit, die auf Video festgehalten wurde und in der er die Polizei anwies, auf Demonstrant*innen zu schießen, die als anarchistisch oder terroristisch eingestuft würden. Später versuchte er, seine Aussage zu rechtfertigen, indem er klarstellte, dass es sich bei den zu verwendenden Kugeln um Gummigeschosse handeln würde, die angeblich keinen Tod verursachten. Dies macht die Haltung der Behörden jedoch nicht „ethischer“. Vielmehr offenbart sie die Bereitschaft der herrschenden Elite, zur Aufrechterhaltung des Status quo auf Gewalt zurückzugreifen. Gummigeschosse selbst sind nach wie vor sehr umstritten, da sie bei Schüssen aus nächster Nähe schwere innere Verletzungen verursachen und sogar zum Tod führen können. Außerdem: Welche Garantie gibt es, dass keine scharfe Munition gegen Demonstrant*innen eingesetzt wird? Die Ereignisse in Papua im Jahr 2019 sind eine düstere Erinnerung daran: Während friedlicher Proteste gegen Rassismus eröffneten die Behörden das Feuer mit scharfer Munition und töteten mehr als 40 Menschen.

Was Prabowo als Anarchismus und Terrorismus bezeichnet – wie die Brandstiftung im DPR-Gebäude und die Angriffe auf die Häuser „großmäuliger“ Minister*innen und prominenter Personen– spiegelt die Weigerung der Indonesier*innen wider, die sich verschlechternden wirtschaftlichen Bedingungen und die Arroganz der politischen Elite des indonesischen Kapitalismus, die offen ihre Verachtung für die Massen zeigt, weiter zu tolerieren. Die Kombination aus weit verbreiteter Armut, gebrochenen Versprechen und der Grausamkeit der Behörden vor dem Hintergrund einer Elite, die mit ihrem Reichtum prahlt, hat die Wut und den Groll der Bevölkerung nur noch verstärkt.

Bevor der neue Mindestlohn am 1. Januar bekannt gegeben wurde, hatte der indonesische Gewerkschaftsverband Konfederasi Serikat Pekerja Seluruh Indonesia (KSPSI) eine 10-prozentige Lohnerhöhung für alle Regionen gefordert. Die Regierung gewährte jedoch nur 6,5 Prozent – ein Betrag, der weit hinter den steigenden Lebenshaltungskosten zurückbleibt. Der Kontrast zu den obszönen Privilegien der herrschenden Klasse ist eklatant: Die Wohnzuschüsse für Minister*innen wurden allein in Jakarta auf ein Niveau angehoben, das dem Zehnfachen des Mindestlohns entspricht. Dies offenbart die wahren Prioritäten des Regimes – die Elite mit Reichtum zu überschütten, während Arbeiter*innen und Arme weiterhin in Not leben müssen. Die instabile wirtschaftliche Lage, die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich, die brutale Unterdrückung derjenigen, die es wagen, Widerstand zu leisten, und die Verrottung eines korrupten politischen Systems lassen den Indonesiern keine sinnvollen Möglichkeiten, ihre Beschwerden zu äußern. Für die Massen wird immer deutlicher, dass Appelle innerhalb des Systems nur Verrat bringen, während die herrschende Elite ihren Luxus auf Kosten des Volkes ausbaut.

Der Massenausbruch und die wachsende Volksbewegung in Indonesien weisen starke Ähnlichkeiten mit der revolutionären Welle von 1998 auf, als Proteste und Demonstrationen den Diktator Suharto stürzten. Diese Einschätzung teilt auch Perserikatan Sosialis, eine linke Organisation in Indonesien, die das massive Engagement von Gewerkschaften und Arbeitnehmern als entscheidenden Faktor im aktuellen Kampf hervorhebt. Auch wenn die wirtschaftlichen, politischen und demokratischen Bedingungen nicht identisch sind, erinnert die Reaktion der Bevölkerung auf die heutige Krise stark an den revolutionären Geist, der das Regime der Neuen Ordnung zu Fall gebracht hat. Was Prabowo zynisch als „anarchistische” oder „terroristische” Aktionen bezeichnet, sind Ausdruck einer massiven Unzufriedenheit, die die tiefe Krise des kapitalistischen Staates Indonesien widerspiegelt. Die herrschende Klasse bedient sich bewusst solcher Narrative, um Massenproteste, die in Wirklichkeit mit systemischen Forderungen verbunden sind, zu verharmlosen und zu delegitimieren.

Gleichzeitig warnt Genosse Mahe von Perserikatan Sosialis, der sich aktiv in der Bewegung engagiert, dass Handlungen wie Vandalismus oder Einschüchterung der Polizei, selbst wenn sie aus berechtigter Wut heraus erfolgen, letztendlich dem Kampf schaden können. Die herrschende Klasse nutzt solche Aktionen als Vorwand für eine verstärkte Repression und schwächt damit indirekt die gesamte Bewegung. Anstatt Zerstörung sollten öffentliche Einrichtungen wie das DPR-Gebäude besetzt und in Zentren für die Organisation eines breiteren und progressiveren politischen Kampfes umgewandelt werden. Um dies zu erreichen, muss die Bewegung auf den Grundlagen des kollektiven Kampfes, der Solidarität und der bewussten Organisation aufgebaut sein, die in der Lage sind, die Wut der Massen in eine disziplinierte Kraft für echte Veränderungen umzuwandeln.

Rückkehr zum Militarismus

Das Reformprojekt, das nach dem Sturz Suhartos 1998 die Demokratie Indonesiens geprägt hat, ist nun vollständig zusammengebrochen und hat sich zum größten Hindernis für jede bedeutende demokratische Bewegung entwickelt. Prabowos Aufstieg zum Präsidenten verkörpert diesen Verfall. Er ist nicht nur der Befehlshaber, der 1998 die Reformasi-Bewegung rücksichtslos unterdrückt hat, sondern er setzt sich nun auch offen für wirtschaftliche Entwicklung durch militärische „Disziplin” ein – ein Schritt, der als Modernisierung getarnt ist, aber darauf abzielt, die öffentlichen Ausgaben zu kürzen, um einer kleinen Elite zu nützen.

Prabowo lässt die militärische Dominanz in der Politik im Stil Suhartos wieder aufleben. Unter seiner Regierung ermöglichen Änderungen des TNI-Gesetzes von 2004 nun aktiven Militärangehörigen, in bis zu vierzehn zivilen Institutionen zu dienen – darunter die Generalstaatsanwaltschaft, das Staatssekretariat, die Terrorismusbekämpfung, die Drogenbekämpfung und andere –, was einen klaren Rückschritt zur Doktrin der „dwifungsi” (Doppelfunktion) aus der Zeit der Neuen Ordnung darstellt. Diese Rücknahme der militärischen Beschränkungen – in Verbindung mit einer Verlängerung des Rentenalters für Offiziere – signalisiert eine gefährliche Aushöhlung der Demokratie.

Prabowo rechtfertigt diese schleichende Militarisierung mit geopolitischer Rhetorik – unter Berufung auf die Instabilität im Ausland und die Notwendigkeit, strategische Ressourcen wie Nahrungsmittel, Landwirtschaft und Wasser zu schützen. In der Praxis ebnet dies jedoch den Weg für die Verwaltung sozialer Programme – wie kostenlose Schulmahlzeiten und Arzneimittel – durch die Bürokratie der Streitkräfte und schwächt gleichzeitig die demokratische Kontrolle.

Geschichtliche Erfahrungen erinnern uns daran, dass das Militär eine Säule des kapitalistischen Staates ist und kein neutraler Hüter der Gesellschaft. So wie das US-Militär die Interessen von Unternehmen in Gaza fördert, werden die indonesischen Streitkräfte seit langem dazu eingesetzt, die Westpapuaner*innen zu unterwerfen und politische Dissident*innen zu unterdrücken. Strategische nationale Projekte, die mit Änderungen des Militärrechts einhergehen, sind keine Reformen – sie sind Mechanismen, um öffentliche Dienstleistungen in gewinnbringende Sektoren zu verwandeln. Das Militär wird zum Vollstrecker kapitalistischer Ausbeutung, nicht zum Verteidiger der Demokratie.

Daher ist das Militär unter Prabowo keine demokratische Institution – es ist ein Instrument des autoritären Kapitals. Wie die Juntas in Myanmar, Sudan und Burkina Faso können bewaffnete Eliten die Gesellschaft nicht führen – sie wenden Gewalt an, um das kapitalistische System aufrechtzuerhalten, das die Wurzel des Leidens der Arbeiter*innenklasse ist.

Prabowos Staatsfonds-Betrug

Das im Februar dieses Jahres gestartete Danantara-Projekt ist ein indonesischer Staatsfonds, der die Vermögenswerte großer Banken, staatlicher Unternehmen und nationaler Versorgungsunternehmen wie Perusahaan Listrik Negara, Pertamina, Telkom Indonesia und Mining Industry Indonesia bündelt. Mit einem verwalteten Vermögen von fast 900 Milliarden US-Dollar wird Danantara als einer der größten Staatsfonds der Welt beworben – größer als der von Singapur und angeblich sogar konkurrenzfähig zu dem von Saudi-Arabien. Die Regierung rühmt sich damit, dass dies das Wachstum in den kommenden Jahren auf bis zu 8 % steigern wird.

Hinter den auffälligen Ankündigungen verbergen sich jedoch große Risiken und Spekulationen. Danantaras erster Finanzierungsschritt war die Ausgabe von „Patriot Bonds“ und Aktien – ein Glücksspiel, das vollständig von den volatilen globalen Märkten abhängt. Diese Schulden müssen zurückgezahlt werden, wobei die Last unweigerlich auf die breite Masse fällt. Gleichzeitig investiert Indonesien Milliarden in den Bau einer neuen Hauptstadt in Ostkalimantan, deren Kosten offiziell auf 33 Milliarden US-Dollar veranschlagt werden. Der Staat behauptet, dass er nur einen Bruchteil der Kosten übernehmen wird, aber in Wirklichkeit wird das Geld aus Schulden, Spekulationen und Sparmaßnahmen aufgebracht werden.

Indonesien wird auch immer enger in den globalen kapitalistischen Markt eingebunden, insbesondere durch Rohstoffe wie Nickel, wo es etwa 60 bis 70 Prozent des weltweiten Angebots kontrolliert. Der Hauptabnehmer – China – sieht sich jedoch mit einer Überproduktionskrise bei Elektrofahrzeugen und Halbleitern konfrontiert. Das bedeutet weniger Nachfrage, Produktionsrückgänge und Werksschließungen. Da über tausend chinesische Unternehmen in Indonesien tätig sind, insbesondere im Bergbau und im Bauwesen, werden die Arbeiter*innen den tatsächlichen Preis dafür zahlen: Entlassungen, Lohnkürzungen und härtere Arbeitsbedingungen, um die Investor*innen vor Verlusten zu schützen.

Prabowos Regierung bezeichnet dies als „Effizienz“, doch in Wirklichkeit handelt es sich um nichts anderes als Sparmaßnahmen. Die Kürzungen treffen den Bildungsbereich, wo die Budgets für die Hochschul- und Grundschulbildung um 35 Prozent gekürzt wurden, was den Schüler*innen schadet und Vertragslehrer*innen in prekäre Verhältnisse bringt. Auch im öffentlichen Gesundheitswesen und in der Katastrophenhilfe wurden Kürzungen von bis zu 50 Prozent vorgenommen. Infrastrukturprojekte wie Straßen und Kanalisation, die für die Bevölkerung von entscheidender Bedeutung sind, werden aufgegeben, während Milliarden in Prestigeprojekte für die herrschende Elite fließen.

Die Arbeiter*innenklasse leistet bereits Widerstand, wenn auch nur sporadisch. Lehrer*innen, Studierende und Gewerkschaften mobilisieren mit Protesten, Streikposten und Streikdrohungen. Die Botschaft ist klar: Der Reichtum dieses Landes wird verspielt, um dem globalen Kapital zu dienen, während die Menschen aufgefordert werden, den Gürtel enger zu schnallen. Unter Prabowo bewegt sich Indonesien nicht in Richtung „Modernisierung“, sondern zurück zu einer Militärherrschaft im Stil Suhartos, verbunden mit brutaler kapitalistischer Ausbeutung.

Aufbau eines gemeinsamen Kampfes gegen den Kapitalismus

Prabowo, der nun zum Präsidenten ernannt wurde, hat eine blutige Vergangenheit, die ungestraft bleibt. Er war direkt an der Entführung und Folterung von pro-demokratischen Aktivist*innen in den turbulenten Monaten vor dem Sturz Suhartos im Jahr 1998 beteiligt. Unter seinem Kommando wurden 23 Aktivist*innen entführt; 13 von ihnen werden bis heute vermisst. Seine Verbrechen reichen noch weiter zurück – darunter seine Rolle beim Massaker von Krasas in Timor-Leste im Jahr 1983, bei dem mehr als 200 Menschen getötet wurden. Dies sind keine Randerscheinungen; Prabowo selbst hat Teile dieser Verbrechen zugegeben, doch es hat nie eine echte Untersuchung oder ein Gerichtsverfahren stattgefunden.

Trotz dieser kriminellen Vergangenheit stieg Prabowo durch Manipulation, den Einsatz der Massenmedien und vor allem durch politische Absprachen, die die Interessen der Elite wahrten, in das höchste Amt auf. Im Mittelpunkt dieses Manövers stand sein Bündnis mit dem scheidenden Präsidenten Jokowi, das durch die Ernennung von Jokowis ältestem Sohn, Gibran Rakabuming Raka, zum Vizepräsidenten besiegelt wurde. Diese dynastische Machtübergabe war kein Zufall – sie war das Ergebnis von Verfassungsänderungen und Hinterzimmerabsprachen, die darauf abzielten, die Fortsetzung von Jokowis politischer und kapitalistischer Agenda unter der militaristischen Führung von Prabowo sicherzustellen (siehe hier).

Eine kürzlich von der Perserikatan Sosialis (siehe hier) durchgeführte Kampagne hat diesen oligarchischen Militarismus zu Recht aufgedeckt. Prabowo ist keine Ausnahme, sondern ein Symptom eines politischen Systems, das die Macht einer Handvoll kapitalistischer Eliten über die demokratischen und sozialen Bedürfnisse der Massen stellt. Seine Präsidentschaft steht für die zunehmende Macht der Oligarchie, in der sich zwar die Gesichter ändern mögen, die Diktatur des Kapitals jedoch ungebrochen bleibt.

Derzeit sind die Massen in Indonesien unruhig und unzufrieden. Auch wenn die Bewegung noch zersplittert und sporadisch ist, richtet sich ihre Wut unmissverständlich gegen die systemische Unterdrückung, die im Kapitalismus verwurzelt ist. In allen Regionen und Schichten der Gesellschaft – von Arbeiter*innen, die höhere Mindestlöhne fordern, über Jugendliche und Studierende, die für kostenlose Bildung kämpfen, bis hin zu Gemeinden, die faire Wohnrechte, demokratische Reformen und die Aufhebung des Omnibusgesetzes (siehe hier) fordern – treten die Forderungen als klarer Ausdruck des Klassenkampfs zutage. Sie offenbaren die wachsende Kluft zwischen der kapitalistischen herrschenden Elite und der ausgebeuteten Mehrheit.

Die dringende Aufgabe vor Ort besteht darin, diese vielfältigen Massenaktionen mit einem einzigen Kampfprogramm zu vereinen, das im Klassenkampf verwurzelt ist. Nur ein Programm, das mutig die Abschaffung des Kapitalismus selbst fordert, kann die derzeitige Wut in eine Bewegung kanalisieren, die stark genug ist, um das oligarchische System zu stürzen und durch ein System zu ersetzen, das auf echter Demokratie basiert.

Internationale Solidarität der Arbeiter*innenklasse

Das globale kapitalistische System tritt in eine neue Krisenphase ein. Kein Kontinent ist heute wirklich stabil: Überall kommt es zu Massenausbrüchen, politischen Unruhen und Widerstandsbewegungen, die durch die sich verschlechternde Weltwirtschaft angeheizt werden. Die Arbeiter*innenklasse zahlt überall den Preis dafür. Regierungen verzögern oder blockieren Mindestlohnerhöhungen, kürzen Ausgaben durch Sparmaßnahmen, streichen Subventionen und privatisieren wichtige öffentliche Dienstleistungen und nationale Industrien wie Strom, Öl und Verkehr. Millionen von Menschen werden in prekäre und ungeschützte Jobs in der Gig-Economy gedrängt, einem wachsenden globalen Trend, der den Arbeiter*innen die grundlegendsten rechtlichen und sozialen Schutzmaßnahmen nimmt.

Doch neben dieser zunehmenden Ausbeutung erlebt die Welt auch ein Wiederaufleben des Klassenkampfs. Überall erheben sich die Arbeiter*innen zur Verteidigung ihrer Rechte und ihres Lebensunterhalts. In Südkorea schlossen sich Millionen einem Streik an, der sich gegen den von Präsident Yoon ausgerufenen militärischen Notstand richtete und dessen Rücktritt forderte. In Indien mobilisierten sich 2020 historisch 250 Millionen Arbeiter*innen zu einem Generalstreik gegen Privatisierung, Leiharbeit und antidemokratische Gesetze. In Großbritannien war die Streikwelle der letzten Jahre die größte seit Jahrzehnten – darunter der beispiellose fünftägige Streik der Arbeiter*innen im Gesundheitswesen (NHS). In Nordirland startete die Gewerkschaft des öffentlichen Dienstes NIPSA ihren größten Streik in der Geschichte, um sich gegen Sparmaßnahmen zu wehren und höhere Löhne zu fordern. In ganz Südasien stürzten Massenaufstände korrupte Regime in Bangladesch und Sri Lanka.

Diese Kämpfe sind keine Einzelfälle. Sie sind ein Beweis dafür, dass das kapitalistische System an seine Grenzen gestoßen ist. Von einem Land zum anderen zeigen sich die gleichen Bedingungen: sinkender Lebensstandard, autoritäre Regierungen und Volkswirtschaften, die zum Profit einer Handvoll Milliardär*innen und Konzerne betrieben werden. Und in allen Teilen der Welt zeigen die Arbeiter*innen ihre Macht. Wenn sie streiken, bleiben die Profite aus. Wenn sie sich erheben, verbreitet sich das Bewusstsein und inspiriert Arbeiter*innen anderswo zum Widerstand. Diese Dynamik haben wir 1998 gesehen, als der Aufstand in Indonesien die Region erschütterte und politische Entwicklungen in Malaysia auslöste.

Aus diesem Grund steht Socialist Alternative Malaysia in voller Solidarität mit den indonesischen Arbeiter*innen, die sich gegen die systemische Unterdrückung erheben. Ihr Kampf ist unser Kampf. Die Forderung nach der Auflösung der aktuellen indonesischen Regierung – einem oligarchischen Werkzeug der Kapitalistenklasse – ist keine Utopie, sondern ein notwendiger Schritt im Kampf für die politische und wirtschaftliche Befreiung der Massen. Aber die Auflösung einer Regierung allein reicht nicht aus, wenn ihr Nachfolger ebenfalls auf dem Kapitalismus basiert. Wenn der Kapitalismus intakt bleibt, wird sich die herrschende Klasse neuformieren und das politische Vakuum wieder füllen. Deshalb muss der Kampf auf den Aufbau einer Politik der Arbeiter*innenklasse ausgerichtet sein – einer revolutionären Massenpartei, die in der Arbeiter*innenbewegung verwurzelt ist und Arbeiter*innen, Jugendliche und Unterdrückte durch ein gemeinsames sozialistisches Programm vereint.

Ein solches Programm darf nicht nur auf Widerstand abzielen, sondern muss auch auf einen Wandel ausgerichtet sein. Eine Regierung der Arbeiter*innen und Armen, die den Kapitalismus selbst – ein auf Ausbeutung und Profit basierendes System – abschafft und eine sozialistische Demokratie auf der Grundlage von kollektivem Eigentum und demokratischer Kontrolle durch die Arbeiter*innen errichtet. Nur durch diese Transformation kann die Gesellschaft auf der Grundlage menschlicher Bedürfnisse und gegen die kapitalistische Gier neu aufgebaut werden.

Solidarität mit der indonesischen Arbeiter*innenklasse und den unterdrückten Massen! Vorwärts zu einer sozialistischen demokratischen Revolution in Indonesien, in Südostasien und auf der ganzen Welt!

Artikel auf englisch unter: