“Wir lernen im Vorwärtsgehen”

Neuerscheinung zur Geschichte der österreichischen Arbeiter*innenbewegung

Der Manifest-Verlag hat im August ein neues Buch von Sonja Grusch, Aktivistin der Sozialistischen Offensive (Schwesterorganisation der Sol in Österreich) veröffentlicht. In “Wir lernen im Vorwärtsgehen: Die österreichische Arbeiter*innenbewegung“ zeichnet die Autorin die Geschichte der Arbeiter*innenbewegung und des Klassenkampfs in Österreich nach. Solidarität sprach mit ihr über das Buch. 

Kürzlich erschien im Manifest Verlag “Wir lernen im Vorwärtsgehen: Die österreichische Arbeiter*innenbewegung.” Über das Thema könnte man sehr viel mehr schreiben als die 300 Seiten Deines Buchs. Welche Schwerpunkte setzt Du in Deinem Buch?

Während des Schreibens wurde immer deutlicher, dass es wichtig ist, neben den historischen Entwicklungen politische Zusammenhänge und theoretische Konzepte zu erklären. So finden sich auch Erklärungen zu Fragen wie “Wer ist diese Arbeiter*innenklasse“ oder zu Streiks, Faschismus, Sozialpartnerschaft etc. Wichtig war mir, immer auch Bezüge zur aktuellen Situation herzustellen. Ein Schwerpunkt ist, dass die Arbeiter*innen in Österreich keineswegs nur Vertreter*innen der “Wiener Gemütlichkeit“ sind, sondern immer und immer wieder für ihre Interessen gekämpft haben. Und dass sie dabei immer wieder von der eigenen Führung im Stich gelassen wurden. Es hat also nicht an Kampfbereitschaft, sondern an einer entschlossenen Führung gemangelt – und das ist ja eine Erfahrung, die wir auch in aktuellen Aufständen und revolutionären Erhebungen international machen.

In welchem Verhältnis steht das Buch zu anderen Veröffentlichungen zur Geschichte der österreichischen Arbeiter*innenbewegung?

Klar ist es nicht das einzige, nicht das erste und mit Sicherheit nicht das letzte Buch zum Thema. Aber “Wir lernen im Vorwärtsgehen“ hat eine marxistische Ausrichtung. Insofern ist es eben keine universitär-wissenschaftliche Arbeit und will nicht nur Wissen vermitteln, sondern soll auch Anregung zum Handeln sein.

Was hat es mit dem Beisatz “Wir lernen im Vorwärtsgehen” und dem Untertitel “Für Interessierte und Aktivist*innen, die aus der Geschichte lernen wollen” auf sich?

“Wir lernen im Vorwärtsgehen“ ist eine Textzeile aus der “Proletenpassion” der Politband “Die Schmetterlinge”, in der es um die Kämpfe der Unterdrückten geht. Millionen von mutigen Frauen und Männern in Österreich und international haben alles in diesen Kämpfen gegeben. Klar hat es viele Verbesserungen gegeben, wir haben zumindest in Teilen der Welt Gewerkschaften und Arbeitslosenversicherung, öffentliche Krankenversorgung und Schulen und dürfen wählen. Gleichzeitig sehen wir aber auch, wie viel davon uns buchstäblich zwischen den Fingern zerrinnt. Wir stehen nach und wohl auch vor einer Teuerungswelle, einer Wirtschaftskrise und steigender Kriegsgefahr, von der Klimakatastrophe ganz zu schweigen. Das kapitalistische System ist noch da und es ist eine tödliche Gefahr für die Menschheit. Wie also können wir es endlich loswerden? Dafür ist es nötig, aus den vergangenen Kämpfen zu lernen. Schließlich haben wir eine Welt zu gewinnen – und um zu gewinnen, dürfen wir die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen. Das Buch richtet sich daher auch besonders an Aktivist*innen, die den Kampf für eine bessere Welt führen. Ich versuche anhand der Geschichte zu zeigen, was funktioniert hat und was nicht.

Was ist die zentrale Idee, die Leser*innen aus deinem Buch mitnehmen sollten?

Dass es möglich ist, sich zu wehren. Dass es nötig ist, sich zu organisieren. Dass es keinen Grund gibt, den Kopf in den Sand zu stecken, auch wenn es aktuell so aussieht, als ob der Endgegner, also der Kapitalismus und die Rechten, die Oberhand hätten. Dass sich die Lage oft sehr rasch und sehr grundlegend ändern kann. Dass die Arbeiter*innenklasse in ihrer Buntheit und Unterschiedlichkeit doch letztlich vor allem viel gemeinsam hat und die einzige Kraft ist, die die Möglichkeit hat, die Welt und die Zukunft grundlegend zu verändern. Unter der Voraussetzung, dass sie organisiert ist und es eine politische Führung gibt, die aus der Vergangenheit gelernt hat und einen Plan für die Zukunft hat. Ziel des Buches ist auch die Aufforderung, Teil dieses Kampfes zu werden!

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