Greta folgen?

Foto: CC BY-NC 2.0 , https://www.flickr.com/photos/campact/33370938458

Ein kritischer Blick auf Greta Thunberg

Kein junger Mensch polarisiert so sehr wie die Klimaaktivistin Greta Thunberg.

Während sie für Rechte und Klimaleugner ein Feindbild ist, wird sie von großen Teilen der Fridays for Future (FfF) Bewegung und darüber hinaus verehrt. 

von Sebastian Sommerer, Bayreuth

Viele rechte Vorwürfe –  wie gegen ihre Reise in die Vereinigten Staaten mit einem Segelboot, was angeblich mehr CO2 verbraucht hat, als ein Flug – sind absurd und lenken vom eigentlichen Kern der Debatte ab. Sie wird angegriffen, um Maßnahmen gegen Klimazerstörung insgesamt zu bekämpfen. 

Doch dadurch, dass Greta durch ihre Schulstreiks radikal wirkt, damit eine Massenbewegung ausgelöst hat und kein Blatt vor den Mund nimmt; dadurch, dass sie die Verantwortlichen anprangert und selbst große Mühen auf sich nimmt, hat sie sich zurecht gewaltigen Respekt und Anerkennung erarbeitet.

Eine Frage von Jung gegen Alt?

Während der UN-Klimakonferenz in Katowice 2018 prangerte Thunberg das Versagen der Politik an, äußerte sich aber auch wie folgt: „Wir müssen verstehen, was uns die ältere Generation angetan hat, welche Unordnung sie geschaffen hat, die wir aufräumen und in der wir leben müssen.“(1) Diese Betrachtungsweise, dass es sich um einen Konflikt zwischen den Generation handele, ist ebenso im Umfeld der FfF-Bewegung sehr populär. Das ist aber genauso falsch wie gefährlich, denn es lenkt von den wahren Ursachen des Klimawandels ab. 

Unternehmen sind im Kapitalismus darauf angewiesen, beständig zu wachsen und Profitsteigerungen zu erzielen, da sie sonst Gefahr laufen, aus dem Markt gedrängt zu werden. Gerade dieser Zwang, für Profit die begrenzten Ressourcen maßlos zu plündern, bedingt die Ursache des Klimawandels. Bereits 2013 hat eine Untersuchung ergeben, dass lediglich neunzig Unternehmen für Anteil von über sechzig Prozent der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich sind. Allein VW soll nach einer Studie von Greenpeace in 2018 so viel CO2 wie ganz Australien ausgestoßen haben. Bei solchen Zahlen ist es nicht verwunderlich, dass viele Menschen eher abgeschreckt werden, wenn sie als „ältere Generation“ die Verursacher des Klimawandels sein sollen.

Systemkritik zu Ende denken

Jedoch kommt Thunberg auch immer wieder auf die konkreten Ursachen zu sprechen – in ihrer Rede auf der bereits erwähnten Klimakonferenz stellte sie richtigerweise fest: „Unsere Zivilisation wird dafür geopfert, um für eine sehr kleine Zahl von Menschen Möglichkeiten zu schaffen, weiterhin immense Geldbeträge zu verdienen.“ Auch in anderen Reden warf sie die Frage nach grundsätzlichen Veränderungen auf, ohne jedoch auszuführen wie diese aussehen könnte. Gleichzeitig stellt sie kaum konkrete Forderungen, sondern fordert von den Politiker*innen, auf die Wissenschaft zu hören und zu handeln. Bei einer internationalen Konferenz der Fridays for Future-Bewegung soll sie sich dagegen ausgesprochen haben, einen konkreten Forderungskatalog aufzustellen. Wobei festzuhalten ist, dass manche Forderung der FfF in die falsche Richtung gehen. Zum Beispiel würde eine CO2-Steuer es den Verursachern leicht macht, sich moralisch freizukaufen und stattdessen Ärmere zu belasten. 

Auf die Frage, was Regierungen tun können, antwortete Greta Thunberg in der Daily Show in New York: „Die Politik, die nötig ist, das [Problem Klimazerstörung] zu beheben, existiert heute nicht. Ich denke, wir als Individuen müssen die Macht der Demokratie nutzen, damit unsere Stimmen gehört werden und sicherstellen, dass die Menschen an der Macht uns nicht mehr ignorieren.“ 

Doch gerade hier darf nicht stehen geblieben werden. Es ist muss aufgezeigt werden, welche konkreten Schritte nötig sind und beantwortet werden, wie eine politische Kraft aussehen sollte, die diese erreichen kann. da eine solche konkrete Vorstellung fehlt, profitieren zur Zeit nur die grünen Parteien, deren Politik die Mehrheit der Bevölkerung belastet und Konzerne schützt.

Ein sozialistisches Programm ist nötig

Es ist wichtig, die verschiedenen Teile der Arbeiter*innenklasse, also alle Lohnabhängigen, für Umweltschutz zu vereinen: Denn gerade die Menschen, welche tagtäglich mitten im Produktionsprozess stehen sind diejenigen, die diesen auf klimaschonende Verfahren umstellen könnten. Hierfür muss die Eigentumsfrage gestellt werden. Aktuell wird produziert, was Profit verspricht und das ohne Rücksicht auf die Natur und nachfolgende Generationen. Die Konsument*innen am Ende der Produktionskette haben einen verschwindend geringen Einfluss darauf. Deshalb müssen die Konzerne enteignet und die Produktion unter demokratischer Planung auf unsere Bedürfnisse ausgerichtet werden. 

Das Komitee für eine Arbeiter*inneninternationale ist dazu weltweit aktiv und Sol als deutsche Sektion in vielen deutschen Städten. Wir setzen uns dafür ein, dass Gewerkschaften und Beschäftigte gemeinsam mit der Umweltbewegung auf Grundlage eines sozialistischen Programms für eine ökologische und nachhaltige Veränderung unserer Gesellschaft kämpfen. Dazu brauchen wir auch Dich: Gegen Kapitalismus und Umweltzerstörung – für eine sozialistische und intakte Welt.

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