Dreiste Kapitalisten

Für die Verstaatlichung der Lufthansa unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung der arbeitenden Bevölkerung

Ein Rettungspaket jagt das nächste. Sind über Nacht alle Reichen arm geworden?

Von Torsten Sting, Rostock

Vielen Konzernen ging es bis vor kurzem noch sehr gut. Auch jetzt noch schütten zum Beispiel BMW und Daimler kräftige Dividenden an die Aktionär*innen aus. Der LKW- und Bahnzulieferer Knorr-Bremse schickt fast alle Kolleginnen und Kollegen an den deutschen Standorten in die Kurzarbeit. Das hält die Bosse aber nicht davon ab, etwa die Hälfte des Jahresgewinns an die Eigentümer*innen in Form der Dividende auszuzahlen!

Gier ohne Ende

Der Hauptaktionär, ein gewisser Heinz Hermann Thiele, hält knapp siebzig Prozent der Anteile. Dieser Herr machte Schlagzeilen, da er mitten in der Krise, selbige als Chance sah und den niedrigen Aktienkurs nutzte, um bei der Lufthansa einzusteigen und dort zehn Prozent der Unternehmensanteile zu erwerben. Die Airline ist infolge des nahezu kompletten Zusammenbruchs des internationalen Flugverkehrs, am Boden. Bis zu 10.000 Arbeitsplätze sind in Gefahr. Hinter den Kulissen wird über die Rettung des Konzerns verhandelt. Im Gespräch ist dabei unter anderem eine staatliche Beteiligung. Gerettet würde damit auch der Großkapitalist Thiel, der ein Vermögen von knapp 13 Milliarden US-Dollar sein Eigen nennt und der sich bei Knorr-Bremse auf Kosten der Allgemeinheit die Taschen voll macht!

Staat soll zahlen, aber nicht mitreden

Der Gipfel der Dreistigkeit ist, dass der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa zwar gerne eine staatliche Beteiligung und damit das Geld der Steuerzahler*innen wünscht, aber nur unter der Bedingung, dass der Staat eine sogenannte „stille Beteiligung“ einrichtet, also nicht ins Geschäft reinredet. Darauf kann es nur eine Antwort geben: die bei der Lufthansa vertretenen Gewerkschaften ver.di, Cockpit und UFO müssen sich zusammen mit der Partei DIE LINKE für die Verstaatlichung des Luftfahrtkonzerns stark machen! Dreiste Kapitalisten vom Schlage eines Heinz Hermann Thiel, müssen enteignet, Kleinaktionäre können bei erwiesener Bedürftigkeit entschädigt werden. Die Kontrolle und Verwaltung über den Betrieb müssen demokratisch gewählte Vertreter*innen der abhängig Beschäftigten aus dem Betrieb, der vertretenen Gewerkschaften und des Bundes als Eigentümer übernehmen. Eine Kampagne für eine solche Verstaatlichung der Lufthansa ist nicht nur nötig um die Arbeitsplätze zu retten. Sie würde auch die Chance bieten, die Frage nach den Eigentumsverhältnissen wieder auf die Tagesordnung zu setzen.