Corona: Die Seuche hat System

Warum uns der Kapitalismus krank macht und was wir dagegen tun können.

Tollwut, Gelbfieber, Tuberkulose, Ebola, Hanta-, Influenza- und Coronaviren, um nur einige zu nennen: Von Tier zu Mensch übertragene Krankheiten haben nicht erst seit 2019 Konjunktur. Eins ist klar: Die Gefahr zukünftiger Katastrophen dieser Art kann nur durch sozialistische Maßnahmen nachhaltig gebannt werden.

von Hans Neumann, Hildesheim

Die Probleme mit der Verbreitung von Krankheiten beginnt oft direkt in der Tierproduktion: Je größer eine Tierpopulation ist und je höher ihre Dichte, desto mehr Profit kann in der kapitalistischen Massentierproduktion erzielt werden, desto höher können aber auch Übertragungsraten von Krankheiten ausfallen. Welche dramatische Rolle derartige Produktionsbedingungen für unsere Gesundheit und auch das Tierwohl spielt, zeigte die Massentierhaltung von Nerzen im November letzten Jahres in Dänemark. Als dort eine mutierte Variante des Coronavirus um sich griff und mehr als 200 Menschen infizierte, mussten 15 Millionen Nerze geschlachtet werden. Auch die vergangenen Ausbrüche von Schweinepest und Vogelgrippe sind eindeutig auf Massentierhaltung zurückzuführen. 

Ablenkung vom System

Wenn also mit Blick auf Südchina die kapitalistischen Medien das Problem bei der Wildfleischjagd einzelner Indigener suchen, ist das blanke Ablenkung von den eigentlichen Schuldigen aus der Nahrungsmittelindustrie: Denn wie es auch in vielen afrikanischen Staaten verbreitet ist, sind es vor allem professionelle Jäger, die Wildtierjagd betreiben. Wenn nach einiger Zeit keine größeren Tiere mit größerem Fleischertrag mehr vorzufinden sind, wird behelfsmäßig auf kleinere Lebewesen zurückgegriffen, wie etwa auf Nagetiere, Fledermäuse oder Flughunde, die ein ganz anderes Erregerspektrum vorweisen. Gleichzeitig werden viele Wildtiermärkte mittlerweile ohnehin mit Fleisch aus industrialisierten Betrieben versorgt, die neben den klassischen Produkten aus kleinen Bauernhöfen und Wildfang eine sehr viel höhere Gewinnspanne vorweisen können, weil sie mit Massenhaltung weniger Geld pro Tier für Hallen, Beschäftige und anderweitiges ausgeben müssen. Die Folge ist eine Vormachtstellung als Anbieter und immense Gewinne, die privat eingefahren werden. Der katastrophale Schaden durch Krankheitsausbrüche wird dabei aber sozialisiert und die Verantwortlichen durch die kapitalistischen Regierungen nicht einmal zur Kasse gebeten!

Vernichtung des Regenwaldes

Neben der industriellen Fleischproduktion bieten aber auch Wildbestände Krankheitsherde, was vor allem durch die industrielle Abholzung des Regenwaldes an dramatischer Brisanz gewinnt. Die massive Entwaldung führt unmittelbar zu einem Verlust der genetischen Vielfalt und wirkt sich damit auch auf die natürlichen Schranken in der flächendeckenden Verbreitung von Krankheiten aus. Zudem treffen mehr dieser homogener gewordenen Tierpopulationen in den übrig gebliebenen Waldflächen zusammen, was die Hervorbringung neuer Krankheiten befeuert.

Sozialistisches Programm

Marxist*innen ist klar, dass der vollkommen irrationale, profitgetriebene Umgang mit Tierpopulationen und natürlichen Ressourcen enden muss, wenn in Zukunft derartige Pandemien verhindert werden sollen. Gerade auch, weil kapitalistische Regierungen sich einen feuchten Kehricht um die notwendige, aber aufwendige systematische Erforschung von Krankheitserregern im Tierreich kümmern und insbesondere viele ärmere Regionen auf der Welt keine diagnostischen Verfahren anwenden können. Für uns ist klar, dass wir dringend ein sozialistisches Notprogramm für Umwelt- und Gesundheitsschutz brauchen. Nur wenn aber darüber hinaus die Industrien demokratisch durch die arbeitende Bevölkerung beraten durch Vertreter*innen aus Virologie und Biodiversitätsforschung kontrolliert und verwaltet werden, werden wir nachhaltig Infektionsgefahren bannen können.

Zu unserer eigenen Sicherheit müssen wir bereit sein, auf potentiell noch schlimmere Pandemien in Zukunft adäquat reagieren zu können. Mit einer völlig chaotischen und unregulierten, aber dafür global ausgestreckten und lediglich am Interesse einzelner Kapitalist*innen ausgerichteten Produktionsweise wird dies nicht machbar sein. 

Wir sagen daher:

  • Nein zu profitgetriebener Massentierproduktion und Wildtierhandel!
  • Schluss mit der Abholzung des Regenwaldes! Nein zur Vertreibung von indigenen Bevölkerungen!
  • Investitionen in Grundlagenforschung in öffentlicher Hand, für flächendeckende Screenings von Krankheiten in Wildtierbeständen und Massentierhaltungen!
  • Schluss mit Freihandelsabkommen
  • Demokratische Kontrolle aller Im- und Exporte und Investitionen von Rohstoffunternehmen und der Nahrungsmittelindustrie durch die arbeitenden Bevölkerungen von Ländern mit Regenwäldern, wie auch hierzulande! 
  • Sofortige Verstaatlichung aller Unternehmen, die sich an der Abholzung des Regenwaldes oder fossilen Energieträgern beteiligen unter demokratischer Kontrolle und Verwaltung der arbeitenden Bevölkerung! 
  • Global handeln gegen die Zerstörung von Klima und Umwelt. Weltweite Umstellung auf nachhaltige Produktion von Gütern, Energie und Lebensmitteln sowie umweltverträgliche Umgestaltung des Verkehrs!
  • Statt Konkurrenz und Produktion für den Profit: International demokratische Kooperation und nachhaltige Planung entsprechend der Bedürfnisse von Mensch und Umwelt!
  • Überführung der die Wirtschaft dominierenden Banken und Großunternehmen in Gemeineigentum unter demokratische Kontrolle und Verwaltung durch gewählte Vertreter*innen der Beschäftigten, Gewerkschaften, sowie Verbraucher- und Umweltorganisationen!
  • Nieder mit dem gesundheitsschädigenden Kapitalismus und für eine weltweite sozialistische Demokratie!