DGB-Jugend-Studie untersucht Ausbildungsverhältnisse
Viele Auszubildende beklagen Kurzarbeit, Streichung von Urlaubstagen, Überlastung und fehlende schulische und betriebliche Förderung. Bildung und Unterstützung im Zusammenhang mit den besonderen Herausforderungen der Corona-Krise blieben in vielen Betrieben und Schulen aus.
von Luhan Saner Güney, Hamm
Befragt wurden für die Studie im Februar circa tausend Auszubildende. Einem Viertel der Befragten wurde ihre Ausbildungsvergütung, die meistens 550 Euro nicht übersteigt, gekürzt. 18,7 Prozent beklagten darüber hinaus, dass ihnen mindestens einmal ihr Urlaub gekürzt wurde. Gleichzeitig werden Azubis oft als billige Arbeitskraft missbraucht, die unterbezahlt und überfordert werden: 23,4 Prozent der Teilnehmenden ab dem zweiten Ausbildungsjahr sprachen von einer Zunahme von ausbildungsfremden Tätigkeiten seit Beginn der Corona-Pandemie, einem Drittel der Auszubildenden in der Krise wurden immer oder häufig Überstunden aufgelastet.
Kosten abgewälzt
Die Pandemie hat die Probleme für Azubis in vielen Betrieben verschärft, so mussten zum Beispiel viele die Kosten für die erforderliche Technik im Home-Office selbst tragen, obwohl das Aufgabe der Ausbildungsbetriebe ist. Die Krise sorgte bei 8,8 Prozent zu depressiven Symptomen. Nichtmal der Hälfte der Auszubildenden wurde adäquate Unterstützung angesichts der Belastung angeboten.
Schluss damit!
Die Krise katalysiert bestehende Probleme. Auszubildende sollten in ihrer Lage nicht alleine gelassen werden. Gewerkschaften, Betriebs- und Personalräte und Jugend- und Auszubildendenvertretungen müssen kontrollieren, ob die Rechte der Azubis eingehalten werden. Da wo diese im Betrieb nicht existieren, sollten die Gewerkschaften das Recht zu Kontrollbesuchen und Azubis das Recht zur Verweigerung ausbildungsfremder Tätigkeiten haben.
Nach der Ausbildung sollte allen Azubis unbefristete Übernahme garantiert werden, bei Betriebsschließung eine passende Ersatzstelle geschaffen werden. Des Weiteren müssen die Ausbildungsvergütungen drastisch erhöht werden – mindestens auf Mindestlohnniveau. Die Sol setzt sich innerhalb der DGB-Gewerkschaften und ihrer Jugendorganisationen für ein kämpferisches Programm ein.Die Kapitalist*innen werden versuchen, an allen Fronten die Kosten der Krise auf uns abzuwälzen. Dies muss mit Gegenwehr von Beschäftigten beantwortet werden. Der massive Reichtum, den es in der Gesellschaft gibt, muss den zu Gute kommen, die ihn erarbeiten – den einfachen Leuten, der Arbeiter*innenklasse.