„Mein Gott, was haben wir getan?“

Zum Atombombenabwurf auf Hiroshima

Anlässlich des in den Kinos gerade erfolgreich angelaufenen Films “Oppenheimer” und des Jahrestags des Atombombenabwurfs auf Hiroshima und Nagasaki veröffentlichen wir hier einen Artikel, der zum 75. Jahrestag dieses schrecklichen Ereignisses auf dieser Webseite erschienen war.

Die Sternennacht, die im August 1945 die pazifische Insel Tinian einhüllte, war klar und warm. Kaum eine Wolke stand am Himmel. Die tropische Hitze trug das Dröhnen der vier mächtigen Sternmotoren über das ganze Eiland. Der Split der fest gewalzten Rollbahn knirschte unter dem doppelt bereiften Hauptfahrwerk, während ein schlank geschnittenes Flugzeug von ungeheuren Ausmaßen zu beschleunigen begann. Wie von Geisterhand hob das Wunderwerk der Technik, von Menschenhand geschaffen, ab und kletterte majestätisch in das Dunkel hinein bis ihr silbern glänzender Rumpf vom Schwarz verschluckt wurde. Zwei weitere Bomber folgten der ersten Maschine und steuerten aufs Meer hinaus.

Von Steve Hollasky, Dresden

Nur wenige Stunden vor dem Abflug hatte ein Priester die drei Flugzeuge, allesamt B 29 „Superfortress“, gesegnet. Gott möge dafür sorgen, dass die Besatzungen ihre Mission erfolgreich abschließen würden. Und es sah danach aus, als sollte es an diesem 6. August gelingen. Mehrere Tage waren mit schlechtem Wetter und ungünstigen Sichtverhältnissen ins Land gegangen. Doch nun konnte die Besatzung des Bombers mit Namen „Enola Gay“ unter dem Piloten Oberst Paul Tibbets ein weiteres Wunderwerk der Technik seiner Bestimmung zuführen. Beide – die B 29 ebenso wie die ingenieurtechnische Meisterleistung in ihrem Bauch – waren nur aus einem Grund geschaffen worden: Möglichst viele Menschen vom Leben zum Tode zu befördern.

Kettenreaktion

Fast auf den Tag genau sechs Jahre vor diesen Szenen auf Tinian, am zweiten August 1939, trudelte im Weißen Haus in Washington ein Brief ein. Adressiert war er an Franklyn Delano Roosevelt, den Präsidenten der USA. Geschrieben hatte ihn einer der schon damals bekanntesten Wissenschaftler der Welt: Albert Einstein. Der Physiker jüdischer Herkunft hatte sein Heimatland verlassen müssen, nachdem die Herrschenden den Nazis die Macht in die Hand gegeben hatten.

Einstein war beileibe nicht nur wegen seiner jüdischen Abstammung ins Visier der Nazis geraten: Kennern war klar, dass sich Einstein als Sozialist verstand. Er hatte 1932 zusammen mit Käthe Kollwitz und anderen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in einer Petition SPD und KPD dazu aufgefordert einen gemeinsamen Kandidaten bei der Reichspräsidentenwahl aufzustellen.

Seine flehentlichen Schwüre, die beiden größten deutschen Arbeiter*innenparteien sollten eine Einheitsfront bilden, wurden nicht erhört.

Die bürgerliche Führung der SPD, die damals noch eine Basis unter Arbeiter*innen hatte, hatte kein Interesse an der Bildung einer proletarischen Einheitsfront. Die Wahrscheinlichkeit, dass diese, einmal geschlossen, nicht einfach bei der Abwehr der Gefahr durch die erstarkende NSDAP Halt machen würde, sondern den Kapitalismus an sich infrage stellen würde, war enorm hoch. Zu hoch für die SPD-Spitze, zumal ein wirklich erfolgreicher Kampf gegen den deutschen Faschismus nur möglich gewesen wäre, wenn man diejenigen von der Macht vertrieb, die ein Interesse an einer faschistischen Regierung hatten – Unternehmer, Juristen, Großgrundbesitzer und Militärs. Und so sprach man in der SPD von „Nazis und Kozis“.

Die stalinistische KPD-Führung hatte ihrerseits wenig Anlass, die Idee der Bildung einer Einheitsfront zu forcieren. Die „Linke Opposition“, die Trotzkist*innen, waren längst ausgeschlossen worden und mit ihnen die Hauptverfechter*innen dieser Idee. Alle anderen Oppositionellen hatten zu folgen. Der sektiererische Kurs der KPD-Führung tat seinen Anteil an der Verhinderung der Einheitsfront gegen die Nazis, kurioserweise aus einem ähnlichen Grund wie ihn die SPD-Führung hatte: Eine sozialistische Revolution, in die der Abwehrkampf gegen Hitler übergegangen wäre, hätte die stalinistische Bürokratie in der UdSSR in Gefahr gebracht und so hatte auch die KPD kein echtes Interesse an einer revolutionären Perspektive. So sprach die KPD von „Nationalfaschisten“ und „Sozialfaschisten“ und die paramilitärischen Verbände von SPD und KPD schlugen sich gegenseitig die Schädel ein – sehr zur Freude von Polizei und SA.

Im Ergebnis siegten die Nazis, zehntausende SPD- und KPD-Mitglieder wurden ermordet oder in Konzentrationslager gesteckt und Einstein musste in die USA fliehen.

Dort verfolgte er voller Sorge die Erfolge der Deutschen auf dem Gebiet der Kernphysik. Was, wenn die Nazis eine Atombombe in die Hände bekommen würden? Das konnte man nicht einfach so zulassen! Man musste etwas dagegen tun. Aber an wen sollte man sich wenden? Einsteins alte Adressaten aus Deutschland, die Arbeiter*innenparteien, waren geschlagen worden.

Und so schrieb Einstein voller Sorge an den US-amerikanischen Präsidenten und forderte ihn auf, die atomare Kettenreaktion zu erforschen. Die Nazis durften nicht die ersten sein.

Einstein setzte damit eine Kettenreaktion ganz eigener Art in Gang, denn Roosevelt schenkte seinen Schilderungen Glauben. Einstein würde den ganzen Brief bereuen – bitter bereuen.

Imperialistischer Krieg im Pazifik

An jenem 6. August 1945 ging die kleine Gruppe B 29 auf Nordkurs, kletterte auf mehr als 9000 Meter Höhe und flog Richtung der japanischen Inseln. Seit Guam und Tinian durch US-Truppen besetzt worden waren, lagen die japanischen Hauptinseln in der Reichweite der US-Bomber. Im März hatte eine Armada von ihnen Tokio in Schutt und Asche gelegt. Gut 70.000 Menschen waren dem Feuersturm, den der Regen aus Brand- und Sprengbomben ausgelöst hatte, zum Opfer gefallen.

Seit fast vier Jahren führten die USA Krieg gegen Japan – und sie hatten den Sieg bereits in der Tasche. Das Ende des Krieges war nur eine Frage der Zeit.

Der japanische Imperialismus war geschlagen. Seine Eroberungen waren noch immer gewaltig – Korea, große Teile Chinas inklusive des Satellitenstaates Mandschukuo, Vietnam, Thailand, Teile von Borneo – aber die imperialen Träume waren ausgeträumt. All die Propaganda von der „großasiatischen Wohlstandssphäre“, dem Gerede von den japanischen Truppen als Befreiern von kolonialem Joch – all das war längst ad absurdum geführt durch das Verhalten der Eroberer. Nachdem die alte chinesische Hauptstadt Nanking 1937 durch die Truppen des Tenno genommen worden war, massakrierten sie zehntausende Zivilist*innen, trainierten an Gefangenen Bajonetteinsätze, in Lagern machten japanische Wissenschaftler Wärme- und Kälteexperimente an Menschen, unterjochte Völker wurden rassistisch herabgesetzt. Zuletzt hatte die 14. kaiserliche Regionalarmee in Manila im Februar 1945 etwa 100.000 Zivilist*innen auf grausamste Art und Weise ermordet.

Japans Krieg war imperialistisch und rassistisch. Und die Herrschenden in den USA ließen den Eroberern freie Hand, bis im Jahre 1941 Japans Feldzüge an die Grenzen der US-amerikanischen Interessensphäre stießen. Monatelange Verhandlungen begannen und irgendwann wurde den japanischen Imperialisten klar, dass Washington es auf einen Krieg ankommen lassen werde. Und so reifte der Gedanke, die US-Militärmacht mit einem harten Schlag derart zu treffen, dass sie nach kurzem Waffengang einen Frieden nach Tokios Willen akzeptieren würde. Der Angriff auf den auf Hawai gelegenen Flottenstützpunkt Pearl Habor sollte genau das bewirken.

Niemals würde die japanische Flotte ein solches Unternehmen erfolgreich durchführen können – so hatte die US-Generalität fest geglaubt. Die japanischen Soldaten stellte man sich in den US-Stäben, einem Zitat eines US-Generals folgend, als vertrottelte Brillenträger vor. Als ausgerechnet sie den Stützpunkt auf Hawai am 6. Dezember 1941 in Schutt und Asche legten und mehr als 2400 US-Soldaten töteten, war die Wut enorm.

Japaner*innen, die in den USA lebten wurden interniert; unterschiedslos alle Japaner*innen wurden in der US-Propaganda als minderwertig dargestellt. Der Krieg im Pazifik war ein Krieg zwischen zwei imperialistischen Staaten und er war, ob der enormen Militärmacht der USA, schnell entschieden. Schon seit Japan in der Schlacht um Midway 1942 eine dramatische Niederlage hatte einstecken müssen, war klar, dass Japan unterliegen würde.

Als im August 1945 drei B 29 der aufgehenden Sonne entgegenflogen, war es sicher, dass die USA die Siegerin waren. Um etwa sieben Uhr erfasste eine kleine japanische Radarstation den Verband und gab sofort Entwarnung. Es würde sich sicherlich wieder um einen Aufklärungsflug handeln. Aufgrund der enormen Treibstoffnot der kaiserlichen Luftwaffe war längst der Befehl erteilt worden, kleine Bomberverbände nicht mehr anzugreifen. Der United States Army Airforce (USAAF) war das klar. Und auch an diesem 6. August entschloss man sich, die drei „Superfortress“ gewähren zu lassen.

Ohnehin schien der Großteil der japanischen Jagdflugzeuge, der 1945 in den Staffeln auf Einsätze wartete, den Niedergang des Reichs der aufgehenden Sonne zu bezeugen. Sie kletterten nur mit Ach und Krach in die Höhen, in der die US-Bomberverbände einflogen, und waren häufig sogar langsamer als die B 29. Zudem opferte der japanische Kaiser Tausende junger Piloten in sinnlosen Selbstmordeinsätzen gegen feindliche Schiffe.

Die Bombardierung ziviler Ziele gehört in jedem imperialistischen Krieg zum Repertoire der kriegführenden Mächte. Für die Führung kapitalistischer Staaten ist der Angriff auf die Arbeiter*innenklasse des Gegners Teil der üblichen Strategie. Und somit zahlt die Arbeiter*innenklasse doppelt: Nationalistisch aufgehetzt oder gezwungen tötet und stirbt sie an den Fronten im Kampf um Interessen, die nicht die ihren sind und wird zugleich in der „Heimat“ zum Opfer.

Robert Oppenheimer

Einsteins Brief diente den Herrschenden in den USA als Legitimation für das teuerste Rüstungsprogramm der Geschichte. Als militärischer Leiter bestimmte man General Leslie R. Groves. Der hatte zuvor das Pentagon in Rekordzeit bauen lassen.

Wissenschaftlich legte man die Leitung pikanter Weise in die Hände von Robert Oppenheimer. Der Physiker hatte in den dreißiger Jahren mit der Kommunistischen Partei der USA sympathisiert. Die hatte ganz im stalinschen Sinne nach Jahren des sektiererischen Kurses wie die gesamte Kommunistische Internationale einen Rechtsschwenk vorgenommen. Plötzlich standen die kommunistischen Parteien weltweit an der Seite bürgerlicher Parteien. Denn die galten nun als Barrikaden im Kampf gegen faschistische Bewegungen.

Gemeinsam mit denen schützten sie die kapitalistischen Eigentumsverhältnisse. Die herrschende Klasse aber, die letztlich Nutznießerin dieser Politik war, hatte in Parteien wie der NSDAP oder der spanischen Falange längst einen weit verlässlicheren Advokaten.

Und so verhinderten kommunistische Parteien die sozialistische Revolution in einer ganzen Reihe von Ländern, in der trügerischen Hoffnung so die Besitzenden zu besänftigen. In Spanien schlug die KP in der Volksfrontregierung die sozialistische Revolution blutig nieder und trägt damit eine Mitverantwortung für den Sieg des Faschisten Franco im Bürger*innenkrieg, weil sie nicht nur die vergesellschafteten Betriebe und kollektivierten Ländereien in die Hände der alten Eigentümer zurückgab, sondern auch Revolutionär*innen ermorden ließ.

Ähnlich katastrophal wirkte sich ihre Politik im Frankreich der dreißiger Jahre aus. In den USA näherten sich die Stalinist*innen Roosevelts Politik des „New Deal“ an, der mit Hilfe von staatlichen Aufträgen die Wirtschaft aus der Krise holen wollte. Angeblich, so erklärte es Oppenheimer einmal selbst bei einer Gelegenheit, würde den Arbeiter*innen durch Roosevelts Politik mehr Selbstvertrauen gegeben, daher müsse man ihn als Kommunist unterstützen. Dass zu Roosevelts „New Deal“ auch ein strikter Anti-Gewerkschaftskurs gehörte, wollte die KP nicht sehen. Viel mehr sollte ihre unkritische Haltung zur Roosevelt-Administration derselben zeigen, dass Moskau ein verlässlicher Bündnispartner sein könnte. Jede Opposition gegen Roosevelts kapitalistische Politik wäre so ein Risiko für den Kreml. Und so erteilte man allen revolutionären Abenteuern eine Absage.

Neben der Herausforderung und den enormen Mitteln waren es diese Prämissen, die Oppenheimer dazu brachten, die Leitung des Manhatten-Projekts anzunehmen.

Der Bau der Atombombe verschlang ungekannte Mittel. In der Wüste von New Mexico wurde mit Los Alamos eine Kleinstadt errichtet, in der Forscher aus aller Welt an der Atombombe arbeiteten. Die Mittel wurden am Kongress vorbei geführt. Demokratische Kontrolle fand nicht statt.

Die militärische und nachrichtendienstliche Aufsicht über Los Alamos war total. Als Oppenheimers Verhältnis zu einer aktiven Kommunistin herauskam, wurde er gezwungen, sich von ihr zu trennen, was zu deren Selbstmord führte. Oppenheimer nahm alles in Kauf, um den USA die Bombe zu schenken. Selbst verhängnisvolle Unfälle schienen Oppenheimer nicht zu beirren, auch dann nicht, wenn es wegen der zu laschen Sicherheitsvorkehrungen Todesopfer gab.

Nur kurz bevor das japanische Radar die drei „Superfortress“ am 6. August 1945 erfasst hatte, hatte Tibbets in einer kurzen Ansprache seiner Besatzung erklärt, worum es in ihrem Einsatz genau gehen würde. Seit Wochen schon hatten gleich mehrere Crews der 509. Composite Crew den Einsatz von Dummys gegen Bodenziele wieder und wieder geübt. Aus ihren Maschinen hatte man fast die gesamte Abwehrbewaffnung ausgebaut. Durch die Verringerung des Abfluggewichts sollten schwerere Lasten in großen Höhen über weitere Strecken transportiert werden.

Die Gerüchteküche brodelte und eine Vermutung jagte die nächste. Am 4. August war Tibbets in einer Einsatzbesprechung vor die gesamte 509. getreten und hatte erklärt, in den nächsten Tagen würde eine von ihnen zu einem Einsatz gerufen, der den Krieg um angeblich ein halbes Jahr verkürzen würde. Mehr Informationen gab es damals nicht. Erst als das Meer bereits unter dem Rumpf der B 29 in der Morgensonne aufblitzte, ließ sich Tibbets in die Karten sehen. Im Rumpf der Enola Gay schlummerte die tödlichste Waffe, die jemals erschaffen worden war: Eine Atombombe.

Sollte das Wetter mitspielen, würden sie diese bis ins Ziel nach Hiroshima tragen. Die siebentgrößte Stadt Japans war bislang von Bombenangriffen weitgehend verschont geblieben.

Auch den Bewohner*innen der Stadt war das ein Rätsel. Im Februar 1945 hatte ein Strategiewechsel der US-Bomberflotten Angriffe auf die kriegswichtige japanische Flugzeugindustrie zugunsten von Attacken gegen Flächenziele in den Hintergrund treten lassen. Man wollte Wohnviertel treffen, so wie im März beim Angriff auf Tokio.

Hiroshima war dennoch ausgespart geblieben und genau deshalb stand es nun ganz oben auf der Liste möglicher Ziele. Die Zerstörungen, die ein Abwurf einer Atombombe verursachen würde, sollten an einem weitgehend unzerstörten Ziel studiert werden. Daher wurde Enola Gay auch von zwei weiteren B 29 begleitet, die Fotos vom Abwurf machen sollten. All das erklärte Tibbets seiner verdutzten Mannschaft.

Manhatten-Projekt

Schon 1942 hatte General Groves mit dem Bau von Site Y, einer Forschungsstadt bei Los Alamos begonnen. Die Wissenschaftler*innen, die hier an der Entwicklung der Atombombe arbeiteten, taten dies unter strengster Geheimhaltung. Sie waren vollkommen von der Öffentlichkeit isoliert.

Dort bastelte man an zwei verschiedenen Projekten. Die Uranbombe sollte durch den Abschuss einer unterkritischen Masse Uran durch eine Art Geschützrohr auf eine zweite Uranmasse eine atomare Explosion auslösen.

Die zweite Bombe sollte Plutonium enthalten und durch eine schnelle Folge von Explosionen eine Kettenreaktion auslösen. Beide Bomben wurden schließlich gebaut. Doch die ohne große Sicherheitsvorkehrungen durchgeführten Experimente zogen sich über Jahre hin.

Während der Potsdamer Konferenz, auf der der britische Premier, US-Präsident Truman und Stalin, der Staatschef der UdSSR, die Zukunft der Welt und Deutschlands debattierten, reichte irgendein unbedeutender Dienstbote der US-Delegation Truman ein Telegramm mit nur drei Worten: „Babys problemlos geboren.“

Truman war erst seit einigen Monaten Präsident der Vereinigten Staaten und erst seit ein paar Wochen in das „Manhatten-Projekt“ eingeweiht. Doch die Bedeutung dieses Telegramms war ihm sofort klar. In der Wüste von New Mexico hatte der erste Atombombentest der Welt reibungslos funktioniert. Die Plutoniumbombe hatte einen Krater von 300 Metern Durchmesser in den Boden gerissen und einen Lichtblitz verursacht, der heller als die Sonne war.

Truman konnte seine Begeisterung kaum verbergen. Noch Stunden zuvor hatte er die Rote Armee gebeten in den Krieg gegen Japan einzusteigen. Ohne sowjetische Hilfe auf dem asiatischen Festland fürchtete man die Truppen des Tenno dort nicht bezwingen zu können. Diese Schwäche stand der neuen Weltmacht USA nicht gut zu Gesicht. Außerdem musste eine Atombombe in der Hand Trumans ein kaum zu überschätzendes Druckmittel gegenüber Moskau sein. Wer wollte den Willen einer Regierung missachten, die Bombenflugzeuge tausende Kilometer weit in feindliches Hinterland schicken konnte, um dort mit dem Abwurf eines einzigen Projektils eine ganze Stadt zu vernichten?

Der Staatschef der USA teilte Stalin die Neuigkeiten sofort aufgeregt mit. Unerwarteterweise blieb Stalin gelassen und forderte Truman auf, die Waffe auch zu benutzen.

Nur rumorte es nun ausgerechnet in Los Alamos. Die Wissenschaftler*innen waren allesamt verpflichtet worden unter der Maßgabe, man wolle Hitler zuvorkommen. Der war geschlagen. Und jetzt sollte einfach der eine durch einen anderen Feind ausgetauscht und eine japanische Stadt eingeebnet werden?

In Los Alamos und Oak Ridge, von wo das spaltbare Material für die Bomben geliefert wurde, ging eine Petition herum. Die Forscher*innen forderten die US-Regierung auf, dem Feind zunächst die Stärke der Atombombe auf einem unbewohnten Eiland vorzuführen und dann die Reaktion Tokios abzuwarten. Vielleicht würde Japan beim bloßen Anblick der gewaltigen Waffe kapitulieren.

Die US-Administration mitsamt der militärischen Führung boten alles gegen diesen Widerstand auf. Nach einigem Schwanken konnten sie auch Oppenheimer auf ihre Seite ziehen: Eine Präsentation stecke voller Risiken. Was, wenn die Bombe nicht funktioniere oder Japan nicht kapitulieren würde? Plötzlich wurden die Japaner*innen, die man in der US-Propaganda bislang als ewig grinsende Primitivlinge dargestellt hatte, zu verbissen kämpfenden Berserkern. Sie seien fanatisch, wie die Selbstmordeinsätze beweisen würden. Gut 500.000 GI‘s und Marines würden bei einer Landung auf den japanischen Hauptinseln ihr Leben lassen, so die eigenartige Rechnung des Pentagons. Und – der US-Außenminister sagte es ganz offen – der Abwurf der Atombombe auf Japan sollte Moskau beeindrucken. Der Feind im Osten, der – wenn auch stalinistisch – keine kapitalistische Wirtschaft hatte, sollte eingeschüchtert werden.

Stalins Reaktion auf Trumans triumphale Nachricht vom erfolgreichen Atombombentest war gelassen. Schnell kam der Verdacht auf, der erste Mann im Kreml wisse mit dem Begriff Atombombe nicht viel anzufangen. Man hatte ihn unterschätzt. Die sowjetische Führung war durch Klaus Fuchs bestens über die Vorgänge in Los Alamos im Bilde. Fuchs, der noch 1933 in die bereits illegale KPD eingetreten war, arbeitete als Physiker im Manhatten-Projekt und hatte die UdSSR mit umfassenden Informationen beliefert.

Als umso erschütternder ist Stalins Reaktion auf Trumans Äußerung zu bewerten. Die Rote Armee hatte die Hauptlast im Zweiten Weltkrieg getragen. Etwa 56 Prozent der deutschen Kampfflugzeuge waren an der deutsch-sowjetischen Front vernichtet worden, nur etwas mehr als dreißig Prozent im Westen. Etwa 25 Millionen Sowjetbürger*innen waren in diesem Krieg ums Leben gekommen: Im Gefecht getötet; massakriert; als Gefangene dem Hungertod durch die Wehrmacht ausgeliefert; Bombenangriffen zum Opfer gefallen; erfroren, nachdem ihre Dörfer durch deutsche Soldaten niedergebrannt worden waren; oder aber gestorben, weil Stalin unfähig war den Krieg so zu führen, dass die Verluste der Roten Armee hätten minimiert werden können…

Anders als die britische oder die US-Luftwaffe hatte sich die sowjetische dagegen entschieden strategische Bombenangriffe großen Umfangs auf deutsche Städte zu fliegen. Die Bombenflugzeuge, die diese Angriffe hätten ausführen können, wurden nur in Kleinserien produziert.

Während des Bürger*innenkrieges von 1918 bis 1923 gegen die weißen Revolutionsgegner hatte die von Trotzki aufgebaute und geführte Armee stets versucht zu hohe Opfer, auch beim Gegner, zu vermeiden. Trotzki verfasste immer wieder Tagesbefehle, in denen schwere Strafen für Vergehen gegen Gefangene angedroht wurden.

All das war Stalin reichlich egal. Er forderte Truman in Potsdam quasi auf die Atombombe einzusetzen.

Am 25. Juli befahl Truman schließlich den Einsatz der Atombombe gegen japanische Städte. Nicht zuletzt beseelt von der Hoffnung den Krieg im Pazifik vor dem noch wenige Wochen zuvor erwünschten Eintritt der Sowjetunion gewinnen zu können.

Es ist noch nicht einmal halb acht Uhr an diesem 6. August, als in Hiroshima die Sirenen erklingen. Schulkinder und Arbeiter*innen, die gerade von Zuhause losgegangen sind, stürmen in Luftschutzbunker. Von ihnen gibt es in der Stadt bei Weitem nicht genug. Am Himmel über der Stadt kreist eine der B 29 des kleinen Verbandes. Der Himmel ist wolkenlos, japanische Abfangjäger sind – erwartungsgemäß – nirgendwo zu sehen. Damit ist die Entscheidung gefallen keines der Ausweichziele anzufliegen. Das Schicksal Hiroshimas ist besiegelt.

Da die erste B 29 nach dem Erkunden des Wetters abdreht, wird kurz nach halb 8 Uhr in Hiroshima Entwarnung gegeben. Die Stadt beginnt augenblicklich wieder zu pulsieren.

Um Punkt 8 Uhr brüllt der Bombenschütze der Enola Gay, er habe Hiroshima bei klarer Sicht vor sich liegen. Tibbets schaltet den Autopiloten ein, damit die B 29 ruhiger in der Luft liegt. So ist es für den Bombenschützen leichter zu zielen. Er soll die T-förmige Aioi-Brücke ins Visier nehmen, In den Planungen des Einsatzes galt sie als unverfehlbar. Die Mannschaft legt die Schutzbrillen an.

Unterdessen füllen sich in Hiroshima nach der Entwarnung Schulen, Büros und Fabriken. Die Straßenbahnen sind vollgestopft, die wenigen Schutzräume hingegen wieder leer. Tausende Menschen sind im Freien. Kinder mit vollgepackten Ranzen auf dem Rücken, Mütter, die ihre Kinder tragen, Krankenschwestern, die zu ihrem Dienst eilen.

Etwa zehn nach acht meldet Radio Hiroshima, es seien weitere B 29 im Anflug auf die Stadt. Doch der Verband sei klein, Gefahr bestünde nicht.

Um 8:15 Uhr und 20 Sekunden klinkt die Enola Gay die auf den Namen „Little Boy“ getaufte Atombombe in gut 9500 Metern Höhe aus. Nach 45 Sekunden freiem Fall erweckt ein Höhenmeter im Stahlmantel der Atombombe die Mechanik zu Leben. Die kleinere wird auf die größere unterkritische Masse gefeuert. In etwa 580 Metern explodiert „Little Boy“. Die Höhe war in langen Berechnungen als jene bestimmt worden, in der es die größtmögliche Zerstörung auf dem Boden anrichten würde.

Kapitalismus heißt Krieg

Die Hoffnung vieler Wissenschaftler*innen im Manhatten-Projekt war trügerisch. Mehrheitlich mussten sie auf bittere Art erkennen, wie sehr die Herrschenden in den USA die Bombe einsetzen wollten. So sehr, dass jeder Skrupel, jeder Einwand einfach vom Tisch gewischt wurden.

Die Idee eine Petition herumzureichen, um die Militärs zum Einlenken und zum Abwurf der Bombe auf eine unbewohnte Insel zu bewegen, mag angesichts der damaligen Situation nachvollziehbar sein. In sich stimmig war sie nicht.

Lange vor den dramatischen Ereignissen im Pazifikkrieg hatte die Sozialistin Rosa Luxemburg während des Reichstagswahlkampfes 1911 einen Aufsatz über die Frage Militarismus, Abrüstung und Krieg im Kapitalismus verfasst. Anlass für den Text „Friedensutopien“ war ein Antrag der SPD-Fraktion an das Plenum des Reichstages. Ziel war es die Reichsleitung zur Abrüstung zu bewegen. Erwartungsgemäß wurde der Antrag abgelehnt.

Rosa Luxemburg empfand als überzeugte Kriegsgegnerin, die auch nach Beginn des Ersten Weltkriegs, als die Führung der SPD ins Lager der Kriegsbefürworter*innen überlief, an ihren Idealen festhielt, den Antrag als falsch. Die Entwicklung der bürgerlichen Gesellschaft kenne keine „Friedenstendenzen“ so Luxemburg.

Sinnvoller als ein solcher Antrag sei es, den „Massen auseinanderzusetzen“, dass die „proletarische Revolution“ der „erste Akt des Weltfriedens“ sei. Man müsse unter den Massen Werbung für eine sozialistische Umgestaltung machen. Denn nur eine sozialistische und demokratische Gesellschaft werde Kriege für immer verhindern.

Auch an internationale Vereinbarungen wie die 1899 und 1907 geschlossene Haager Landkriegsordnung glaubte Luxemburg nicht. Im Ersten Weltkrieg wurde diese dann auch immer wieder gebrochen.

Der Kapitalismus trage den Krieg in sich wie die Wolke den Regen, hatte einmal der französische Sozialist Jean Jaurès geschrieben. In diesen Kriegen werden die Pfründe zwischen Weltmächten und Staaten, die gern Weltmächte wären, verteilt. Grundsätzlich sind kapitalistische Staaten dazu bereit jede nur erdenkliche Waffe einzusetzen, um diese Kriege für sich zu entscheiden. Und so entsteht selbst dort ein lebendiger und das heißt in diesem Fall tödlicher Wettkampf. Im deutsch-deutschen Krieg waren es die Hinterlader, die Preußen den erhofften Vorteil erbrachten; im Ersten Weltkrieg wurde Gas eingesetzt. Faszinierende menschliche Entwicklungen wie das Flugzeug warfen Bomben über Wohngebieten ab. Panzer brachten Briten und Franzosen Vorteile im Grabenkrieg. Düsenjäger schossen im Zweiten Weltkrieg durch den Himmel. Raketen halfen nicht bei der Erforschung des Weltalls, sondern gingen – von KZ-Häftlingen montiert – über London nieder. Und im August 1945 kam schließlich die Atombombe zum Einsatz.

Die gewaltigen Produktivkräfte der Menschheit verkamen unter kapitalistischen Verhältnissen zu Destruktivkräften, wie es Marx in der „Deutschen Ideologie“ geschrieben hatte. All der menschliche Schöpfer*innengeist, der eine B 29 fliegen ließ und in der Lage war die atomare Kettenreaktion zu verstehen, diente nur noch dem massenhaften Mord an Menschen.

Massenmord in Hiroshima

Die Enola Gay ging direkt nach dem Ausklinken der Bombe in eine Rechtskurve. In den Übungen hatte man dieses Manöver wieder und wieder geprobt. Es sollte sicher stellen, dass die Besatzung der atomaren Strahlung entkommen konnte. Der plötzlich um viereinhalb Tonnen leichtere Rumpf wurde ruckartig beschleunigt. Hinter der B 29 wölbte sich der gewaltige Pilz aus Trümmern und Rauch in die Höhe. „Mein Gott, was haben wir getan“, schrieb Copilot Lewis noch ins Logbuch der Enola Gay, dann wurde sie von der Druckwelle erfasst und derartig erschüttert, dass der Rumpf zu brechen drohte.

Was sich auf dem Boden, fast 10 Kilometer unter ihr, abspielte, konnte die Besatzung kaum erahnen. Die Bombe zerplatzte mit einer Sprengkraft von 12,5 Kilotonnen TNT. Im Zentrum lagen die Temperaturen bei drei- bis viertausend Grad Celsius. Eisen verdampfte!

Nach der Hitze- und der Druckwelle tobten Feuerstürme durch die Reste der Stadt mit einer Geschwindigkeit von bis zu 250 km/h. Wo sie wüteten stiegen die Temperaturen auf etwa eintausend Grad Celsius. Der Asphalt auf den Straßen stand in Flammen. Die Schatten von Menschen wurden an den wenigen Mauern, die stehen blieben, eingebrannt. Viele Opfer lösten sich einfach auf. Nach Schätzungen sollen allein durch die Detonation und in den Stunden danach 40.000 bis 60.000 Menschen gestorben sein. Weitere 60.000 starben qualvoll in den nächsten vier Monaten.

In die wenigen Krankenhäuser der Umgebung wurden Menschen mit entsetzlichen Brandwunden eingeliefert. Sie zu behandeln war fast unmöglich. Man versuchte sie zu versorgen. Doch es half nichts. Die Wunden wurden schlimmer.

Die Ahnungen einiger Ärzte entpuppten sich schnell als wahr. Es waren keine herkömmlichen Verbrennungen. Es waren Verbrennungen, die durch die freigesetzte Strahlung ausgelöst worden waren.

Selbst wer den Einschlag überlebte und keine Verbrennungen erlitten hatte, trug nicht selten den Tod in sich. In Japan nannte man die Davongekommenen „Hibakusha“. Ein normales Leben war für sie kaum möglich. Auch in den Jahren nach dem Krieg weigerte man sich häufig sie zu entschädigen. Erst ab 1968 erhielten sie eine kostenlose medizinische Versorgung. Bei der Suche nach Arbeitsplätzen waren sowohl sie als auch ihre Kinder häufig benachteiligt. Wer sich über die schlechte Versorgung öffentlich beklagte, wurde nicht selten einfach von jeder Hilfe ausgeklammert. Auch das ist Kapitalismus!

Erwähnt sei hier nur das weltweit bekannte Schicksal von Sadako Sasaki. Sie war am Tag des Abwurfs nur etwas mehr als zwei Jahre alt. Zehn Jahre später erkrankte sie wie viele „Hibakusha“ an Leukämie. Eine Freundin besuchte sie im Krankenhaus und erzählte ihr von dem alten japanischen Aberglauben, der jedem Menschen, der eintausend Kraniche faltet, verspricht, die Götter würden ihm einen Wunsch erfüllen. Sadako schaffte nur etwas mehr als 600 Kraniche…

Obwohl die Enola Gay kräftig durchgeschüttelt wird, hält die Konstruktion stand. Der Rückflug wird beinahe ereignislos. Anders als die Landung auf Tinian. Dort wird die Mannschaft gefeiert. Fotos werden gemacht, hochrangige Militärs salutieren und überbringen Glückwünsche.

Tibbets wird den Bombenabwurf bis zu seinem Tode immer wieder verteidigen und ihn 1976 sogar noch einmal nachspielen.

Die gesamte Besatzung wird in den folgenden Stunden zum Flug und zum Abwurf befragt werden. Die Ergebnisse der Messungen und die Schilderungen der Leute um Tibbets werden die Militärs zu der Überzeugung bringen, dass „Little Boy“ ineffizient war. Die Verheerungen hätten größer sein sollen!

Am Tag nach dem Abwurf der Atombombe auf Hiroshima griff die Rote Armee in den Krieg im Pazifik ein. Ihre Offensive gegen die in der Mandschurei stehende Kwantung-Armee wird den Krieg entscheiden. Einer der besten japanischen Heeresverbände wird binnen Tagen unter der Wucht des sowjetischen Angriffs zerschlagen. Für die japanischen Militärs ist nach ihrer eigenen Einschätzung dieser Schlag weit dramatischer als der Abwurf der Bombe auf Hiroshima. Selbst als am 9. August Nagasaki durch eine Plutonium-Bombe zerstört wird, ist es eher die militärische Ausweglosigkeit, die den Kaiser dazu bringt um Waffenstillstand zu bitten. Und auch das geschieht nur, weil die USA Japan zusichern, die Stellung des Kaisers unangetastet zu lassen. Dieses Angebot stand allerdings schon vor den Bombenabwürfen im Raum. Damals hatten sich die USA noch geweigert den Kaiser zu akzeptieren. Nun, im Angesicht einer enorm schnellen und erfolgreichen sowjetischen Angriffshandlung ringt sich Truman durch diese Bedingung zu akzeptieren.

Kapitalismus abschaffen

In den Jahrzehnten nach 1945 testeten die USA die Wirkung ihrer Atombomben an eigenen Soldaten. Immer wieder gingen Atombomben bei Flugzeugabstürzen verloren. Vor der Küste Spaniens liegt nach einem Zusammenstoß einer B 52 und eines spanischen Tankflugzeuges seit Jahrzehnten eine Atombombe im Meer und rostet vor sich hin. Zahlreiche Tests von Atombomben verstrahlten im Pazifik und in Sibirien weite Landstriche. Denn auch der Umgang der stalinistischen Sowjetunion mit den neuen Waffentypen war nicht besser, auch wenn sie diese nie einsetzten und ihre Entwicklung stets eine Reaktion auf die Programme in den USA waren.

Zu den enormen Umweltschäden durch die Atomwaffenproduktion kamen noch die, die durch die zivile Nutzung der Atomenergie, inklusive zahlreicher Unfälle von denen Harrisburg in den USA, Tschernobyl in der UdSSR und Fukushima in Japan nur die schlimmsten waren.

Noch immer kann mit den zur Verfügung stehenden Atomwaffen eine größere Zahl von Menschen getötet werden, als überhaupt auf der Erde leben. Die Menschheit kann sich selbst vernichten, Produktivkräfte werden Destruktivkräfte.

Auch wenn klar ist, dass – wie Luxemburg festgestellt hat – kapitalistische Staaten nicht zum dauerhaften Abrüsten in der Lage sind, müssen Forderungen gegen Militarismus und Rüstung bedeutenden Raum einnehmen. Zumal klar gezeigt werden kann, dass im Kapitalismus Milliarden ausgegeben werden, um Töten zu können, während an anderer Stelle das Geld fehlt.

Auch Deutschland will für die Beschaffung von 135 neuen Kampfflugzeugen nach Berechnungen von Greenpeace um die acht Milliarden Euro ausgeben. Nicht weniger als 45 dieser Flugzeuge sollen US-Atombomben tragen können, die noch immer in Deutschland stationiert sind.

Dieses Geld soll ausgegeben werden, obwohl zugleich Geld in Pflege und Gesundheit gespart werden sollen. In Sachsen soll jedes zehnte Krankenhaus geschlossen und im Städtischen Klinikum Dresden sollen 400 Betten gestrichen und Personal gespart werden. Noch immer werden Millionen ausgegeben, um Atomwaffen einsatzbereit zu halten. Das Risiko von Katastrophen ist weiterhin enorm. Jedem Aufrüstungsprogramm muss also Widerstand entgegengesetzt werden.

Atomwaffen gehören abgeschafft, nur werden kapitalistische Staaten nicht darauf verzichten. Die Forderung nach einer atomwaffenfreien Welt muss unweigerlich zu der Schlussfolgerung führen, den Kapitalismus abzuschaffen. Die Abschaffung des Kapitalismus und die Durchsetzung einer sozialistischen Demokratie wird das Ende von nationalistischer Konkurrenz und damit auch von Kriegen bedeuten. Atomwaffen sind in einer solchen Welt nicht mehr nötig. Umgedreht werden Atomwaffen nur dann verschwinden, wenn der Kapitalismus abgeschafft werden wird.

Bis dahin wird der Einsatz von Atomwaffen wie ein Damoklesschwert über der Menschheit schweben. Ihren Einsatz kann man nicht mit Appellen oder Bitten verhindern, sondern nur, wenn die Klasse der Lohnabhängigen und Unterdrückten weltweit dagegen entschlossenen Widerstand leistet.