Planwirtschaft für den Planeten

Klimastreiks in England 2019. Photo: Paul Mattsson via https://www.socialistparty.org.uk/articles/138070/23-04-2025/planning-for-the-planet-how-socialism-could-save-the-environment/

Interview mit Pete Dickenson über sein Buch zur Rettung der Umwelt 

1) Der Manifest-Verlag veröffentlicht Dein Buch „Planning for the Planet“, das demnächst in zweiter Auflage auf Englisch erscheint. Es gibt viele Bücher zum Thema Klimawandel. Was ist das Besondere an diesem Buch?

Ich bin davon überzeugt, dass nur eine demokratisch-sozialistische Planwirtschaft die notwendigen Voraussetzungen schaffen kann, um die Umweltkrise zu überwinden. Folglich müssen der Kampf für den Sozialismus und der Kampf zur Rettung des Planeten Hand in Hand gehen. Viele linke Umweltaktivist*innen machen zu Recht das Profitstreben der konkurrierenden imperialistischen Mächte für die globale Erwärmung und andere Bedrohungen der Natur verantwortlich. Mein Buch enthält jedoch auch ein detailliertes Programm für eine demokratisch kontrollierte Planwirtschaft, die eine tragfähige Alternative zur unvermeidlichen Tendenz der Marktwirtschaft nach Umweltzerstörung darstellt. Dieser Ansatz macht „Planning for the Planet“ meiner Meinung nach zu einem einzigartigen sozialistischen Manifest.

2) Viele Linke und sogenannte Ökosozialist*innen würden fordern De-Growth und argumentieren, dass auch die Arbeiter*innenklasse auf bestimmte Konsumgüter verzichten und alle für Klimaschutzmaßnahmen zahlen müssen. Wie siehst Du das?

Es stimmt, dass die überwiegende Mehrheit der Ökosozialist*innen, zum Teil erhebliche, Konsumkürzungen als notwendig erachten, um die globale Erwärmung umzukehren. Mit den enormen Vorteilen einer demokratisch-sozialistischen Planung, die den Reichtum der Milliardär*innen umverteilt und Verschwendung, Doppelarbeit, geplanter Verschleiß, Arbeitslosigkeit usw. des Kapitalismus beseitigt, wird es theoretisch möglich sein, die Lebensqualität ohne weiteres Wirtschaftswachstum in den entwickelten Industrieländern zu verbessern. Inwieweit dies möglich sein wird, hängt dabei von der konkreten Situation ab, die wir vom Kapitalismus erben werden. Es ist jedoch unvorstellbar, dass die für die Bewältigung der Umweltkrise notwendige internationale Zusammenarbeit erreicht werden kann, wenn die Mehrheit der Weltbevölkerung in Armut lebt. Kooperation und Solidarität können nur aufgebaut werden, wenn der Mangel und der im Kapitalismus unvermeidliche Wettbewerb um Ressourcen beendet wird. Dies erfordert ein erhebliches Wirtschaftswachstum in den ärmeren Ländern. Die meisten Grünen und Ökosozialist*innen argumentieren, dass dies langfristig nicht möglich sei, aber mein Buch untersucht detailliert, wie grünes Wachstum in einer sozialistischen Gesellschaft erreicht werden kann. 

3) Wie würden Sie das Potenzial einer demokratisch geplanten Wirtschaft beschreiben?

Sobald eine sozialistische Transformation mit den entsprechenden Vorteilen erreicht ist, wird sich das ökologische Potenzial einer demokratisch kontrollierten Planwirtschaft daran zeigen, wie schnell und entschlossen Maßnahmen zur Bekämpfung der globalen Erwärmung und der Zerstörung der Natur umgesetzt werden. „Planning for the Planet“ beschreibt detailliert, wie dies geschehen soll. Demokratische Kontrolle im Zusammenhang mit Planung ist entscheidend für die effiziente und nachhaltige Verteilung von Ressourcen im Planungssystem.

4) In Deutschland orientiert sich ein Flügel der Fridays-for-Future-Bewegung an den Gewerkschaften und vernetzt sich Streiks, vor allem im öffentlichen Nahverkehr. Hältst Du ein Zusammenkommen von Umweltbewegung und Gewerkschaftsbewegung für möglich? 

Ich halte es für unerlässlich, gewerkschaftliche Themen und Kämpfe mit dem Kampf zur Rettung des Planeten zu verbinden. Derzeit befürchten viele Gewerkschafter*innen verständlicherweise, dass ihre Arbeitsplätze durch die Umsetzung grüner Politik bedroht sind, die in einer profitorientierten Gesellschaft zu Entlassungen führen kann. Anhand von Beispielen erklärt das Buch, wie nur ein demokratisch-sozialistischer Produktionsplan Arbeitsplätze im Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft sichern kann. Wenn sich die Umweltkrise unvermeidlich verschärft, werden Gewerkschafter*innen erkennen, dass sie ihre Kämpfe mit dem Kampf für den Umweltschutz verbinden müssen, da die Bedrohung ihrer Arbeitsplätze und Gemeinden durch extreme Wetterereignisse immer deutlicher wird.