Internationaler Frauentag 2021: Keine Zeitreise in die Vergangenheit!

Frauen sind von der Pandemie besonders betroffen

Bald feiert die Corona-Pandemie ihren einjährigen Geburtstag und es wird immer deutlicher, dass sie besonders stark Frauen trifft. Neben den wirtschaftlichen Problemen, die durch diese Pandemie massiv verstärkt werden, kommt es zu Rückschritten bei der Gleichberechtigung von Frauen auf der ganzen Welt. Die Pandemie darf nicht zur Zeitreise in die Vergangenheit werden und zeigt auf, welche Errungenschaften nicht verbleichen dürfen!

von Lea Schmidt, Dortmund

Gerade wirtschaftlich leiden Frauen vermehrt unter der Pandemie. Dies liegt vor allem an strukturellen Problemen, die auch schon vor Corona Ungleichheit produzierten. Frauen verdienen im Durchschnitt weniger als ihre männlichen Kollegen. Während des Lockdowns werden auch häufiger Frauen in Kurzarbeit geschickt oder betriebsbedingt gekündigt. Aktuell plant zum Beispiel H&M, 800 Mitarbeiter*innen zu entlassen – vor allem alleinerziehende Mütter und Mütter in Elternzeit, da diese nicht flexibel arbeiten könnten. Dabei fuhr H&M noch vor der Pandemie jedes Jahr Milliardenprofite ein (2019: 1,27 Milliarden Euro). 

Ansteckungsrisiko 

Doch Frauen gehören auch prozentual häufiger Berufsgruppen an, die ein hohes Ansteckungsrisiko haben. Laut AOK-Studie kommen auf 100.000 Beschäftigte in der Kinderbetreuung 2672 Corona-Erkrankungen – klarer Höchstwert in Deutschland. Es ist vor allem auch der große Personalmangel, der die Ansteckungszahlen in die Höhe schnellen lassen. Das ist die Folge des Einzugs von Markt- und Profitlogik durch Privatisierungen.

Zurück in die 1950er

Vor allem die Frage der Kindererziehung rückt zudem in den Vordergrund. Durch den eingeschränkten Kita- und Schulbetrieb, fehlende Freizeitaktivitäten, Kontakteinschränkungen und vor allem auch durch nicht ausreichende staatliche Unterstützung werden Familien, im besonderen Frauen, vor Probleme gestellt, welche zu Überforderung, Existenzängsten und Überarbeitung führen. So produziert diese Pandemie einen Rückfall in alte Verhältnisse, macht aus Frauen vermehrt wieder Hausfrauen und greift damit Errungenschaften aus der Vergangenheit an. Auch die Fälle häuslicher Gewalt schnellen durch die Pandemie in die Höhe. Allein in Berlin stieg die Zahl der angezeigten Fälle um dreißig Prozent im Vergleich zum Vorjahr. 

Gemeinsamer Kampf nötig

Doch diese negativen Auswirkungen der Pandemie sind keine Naturkatastrophe, die man machtlos über sich ergehen lassen muss. Noch sind sie von der katastrophalen Corona-Politik der Herrschenden zu trennen, welche die Profite der Banken und Konzerne über die Sorgen und Nöte der arbeitenden Bevölkerung stellen. Konkrete Maßnahmen wären umsetzbar, um diese Zeitreise in die Vergangenheit umzukehren. Die Sol fordert unter anderem:

– Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit! Mindestlohn ohne Ausnahmen von dreizehn Euro pro Stunde als erster Schritt zu 15 Euro

– Soziale Mindestsicherung von 750 Euro plus Warmmiete für jede*n Erwachsenen und 600 Euro pro Kind

– Kostenlose und ganztägige wohnortnahe Kinderbetreuung vom ersten bis 13. Lebensjahr

– Massive Investitionen, Coronaschutzkonzepte, höhere Löhne und mehr Personal in Kitas, Schulen, Pflege und den öffentlichen Dienst – finanziert durch den Reichtum der Millionär*innen

– Leerstehende Hotelzimmer kostenlos Betroffenen von häuslicher Gewalt zu Verfügung stellen – massive Investitionen in öffentliche psycho-soziale Unterstützungsangebote für alle bedürftigen Familien

Verbesserungen werden uns nicht geschenkt. Es braucht gemeinsame Kämpfe von der gesamten Arbeiter*innenklasse für Gleichberechtigung und soziale Verbesserungen. Solche sind mit Hygienekonzepten auch während der Pandemie nötig. Die Gewerkschaften – als Massenorganisationen der Beschäftigten – und DIE LINKE sind in der Pflicht, Kampagnen gegen Sexismus in all seinen Formen in den Betrieben und auf der Straße zu organisieren.

Ursache ist das System

Klar ist: Dass Frauen besonders unter dieser Pandemie leiden liegt an der systemischen, doppelten Ausbeutung der Frau innerhalb des kapitalistischen Systems. Um die Frau aus ihrer Unterdrückung zu befreien, ist die Abschaffung des Systems nötig, das diese Unterdrückung produziert. Sexismus ist ein Spaltungsmechanismus, der das kapitalistische System stützt und dazu verhilft, Profitgier über Menschenleben zu stellen und die Interessen von Banken und Konzernen zu verwirklichen. Nur durch die Abschaffung dieses Systems und den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft, in denen Spaltungsmechanismen wie Sexismus oder Rassismus nicht von Interesse sind, kann die Unterdrückung der Frau beendet werden.

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