“Krankenhauspersonal entlasten, nicht entlassen!”

Interview mit Ariane Müller über den geplanten Stellenabbau bei Bremer Kliniken

In Bremen sollen bei der „GesundheitNord – Klinikverbund Bremen“ (GENO) bis Ende 2024 440 Stellen abgebaut werden. Solidarität sprach mit Ariane Müller, Krankenschwester am Klinikum Bremen Mitte, aktiv in ver.di und im Bremer Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus.

Ariane, eigentlich mangelt es ja an Personal in den Krankenhäusern. Warum sollen jetzt noch Stellen abgebaut werden?

Die vier GENO-Häuser sollen wie ein Wirtschaftsunternehmen gewinnorientiert arbeiten. Ziel ist, bis 2025 wieder schwarze Zahlen zu schreiben. Aufgrund der vielen Teilzeitverträge könnten bis zu 800 Kolleg*innen vom Stellenabbau betroffen sein, das wären zehn Prozent aller GENO-Beschäftigten. Profite pflegen aber keine Patient*innen. Auch wenn die examinierten Pflegekräfte zunächst ausgenommen werden sollen, bedeutet dieser Stellenabbau eine Zunahme der Arbeitsbelastung und schlechtere Versorgung. So hat schon der Abbau von Versorgungsassistent*innen in der Spätschicht zu mehr Arbeitsbelastung für die Pflegekräfte geführt. 

Was fordert ver.di Bremen und das „Bremer Bündnis für mehr Personal im Krankenhaus“, in dem du aktiv bist?

Wir haben eine Petition gestartet und fordern darin die Rücknahme dieser Beschlüsse und eine Entschuldung der öffentlichen Häuser. Die Pandemie hat deutlich gezeigt, dass im Gegenteil in vielen Bereichen Personal fehlt. Schon vorher war der Normalzustand ein Krisenzustand. An dem Tag, als der GENO-Aufsichtsrat die Abbaupläne abgesegnet hat, haben wir eine Kundgebung vor dem Sitz der Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard durchgeführt, die gleichzeitig Vorsitzende des Aufsichtsrates ist. Bernhard, Mitglied der Partei DIE LINKE, hatte vor kurzem in den Medien verlauten lassen, dieser Stellenabbau sei alternativlos. Mit einer solchen Politik macht sich die LINKE unglaubwürdig, ihr Platz sollte stattdessen an der Seite der kämpfenden Kolleg*innen sein. 

2020 wurden zwanzig Krankenhäuser in Deutschland geschlossen. Was kann man tun?

Es werden sicherlich noch weitere Krankenhäuser geschlossen werden. Wir können uns nur dagegen wehren, indem wir uns bundesweit vernetzen. Eine Initiative, in der ich auch mitarbeite und die gerade im Entstehen begriffen ist, fordert ver.di auf, eine Konferenz aller Aktiven in den Krankenhäusern einzuberufen, um zu diskutieren, wie eine schlagkräftige Kampagne organisiert werden kann. Wer Interesse hat, kann uns schreiben: kh-aktivenkonferenz@web.de.

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