
Ein Nachruf auf Peter Taaffe (1942 – 2025) und eine Auswahl seiner Texte
Peter Taaffe starb in der Nacht vom 22. auf den 23. April nach langer und schwerer Krankheit. Mit ihm verliert die internationale sozialistische Bewegung und das Komitee für eine Arbeiter*inneninternationale einen herausragenden Theoretiker, Taktiker und Kämpfer. Sein Beitag zur Weiterentwicklung des Marxismus in den letzten sechs Jahrzehnten sucht seinesgleichen.
Von Sascha Staničić, Sol-Bundessprecher
Peter Taaffe gehört zu den herausragenden Persönlichkeiten, die anderen Menschen trotz ihrer intellektuellen Überlegenheit immer auf Augenhöhe begegneten, sie ernst nahmen und frei von jeder Überheblichkeit waren. Peter hat für die Entwicklung der Analysen, des Programms und der Methode des Komitees für eine Arbeiter*inneninternationale (CWI) einen besonderen Beitrag geleistet. Gleichzeitig hat er immer betont, dass nicht Einzelpersonen sind, sondern die gemeinsamen Anstrengungen des Kollektivs entscheidend sind.
Arbeiter
Peter kam aus einer Arbeiter*innenfamilie. Er war ein Arbeiterintellektueller im wahrsten Sinne des Wortes und hat in unserer Organisation eine Atmosphäre mitgeprägt, die es Menschen aus der Arbeiter*innenklasse leichter macht, sich einzubringen, als das in vielen anderen linken Organisationen der Fall ist.
Peter trat Anfang der 1960er Jahre in die marxistische Bewegung ein und wurde schnell zu einer führenden Figur in der Organisation in Großbritannien, die in den 1980er Jahren als Militant-Tendenz bekannt wurde, Massenkämpfe anführte und zur größten trotzkistischen Organisation in Europa wurde. Peter spielte eine wichtige Rolle bei der Ausarbeitung der Taktik für den Kampf des Liverpooler Stadtrats gegen die Thatcher-Regierung von 1983 bis 1987 und der von Millionen getragenen Boykottkampagne gegen die „Poll Tax“ (Kopfsteuer), die Margaret Thatcher zu Fall brachte.
Theoretiker
Vor allem aber spielte er eine herausragende Rolle dabei, den Marxismus auf neue gesellschaftliche Entwicklungen anzuwenden. Aus seinen vielen Büchern und Texten zu den unterschiedlichsten Themen – von der Kubanischen Revolution über Fragen der marxistischen Wirtschaftstheorie zur nationalen Frage – werden heutige und zukünftige Generationen von Sozialist*innen sehr viel lernen können
Peter war ein Internationalist, ein Theoretiker, ein Kämpfer. Er hat viele von uns inspiriert und politisch geprägt. Wenn er es als nötig betrachtete, hat er hart mit seinen Genoss*innen diskutiert, um sie von Fehlern abzuhalten. Wenn er es als möglich betrachtete, hat er uns Fehler machen lassen, weil er seine Haltung nicht autoritär durchsetzen wollte und wusste, dass man aus Fehlern lernt. Als die deutsche Sektion des CWI im Jahr 2007 bei der Gründung der Linkspartei die (falsche) Haltung einnahm, nur in Westdeutschland in diese einzutreten (weil sie im Osten nur eine leblose Fortsetzung der PDS war), stellte Peter das in Frage und machte in Gesprächen deutlich, dass er das für einen Fehler hält, um dann zu sagen: „Ihr seid vor Ort und kennt die Lage. Wenn Ihr das für richtig haltet, macht es.“ Rückblickend hätten wir uns gewünscht, er hätte stärker auf seiner Haltung insistiert.
Mensch
Peter war auch ein herzlicher und humorvoller Mensch, der sich um das private und gesundheitliche Wohlergehen seiner Mitstreiter*innen sorgte. Kein*e Raucher*in in der Organisation konnte seinen mahnenden Worten entkommen und wenn er wusste, dass Genoss*innen gesundheitliche oder private Probleme hatten, fragte er nach und betonte, wie wichtig Gesundheit und private Zufriedenheit dafür sind, den langen Kampf für den Sozialismus führen zu können.
Diesen Kampf hat Peter Taaffe wie wenige andere geführt und einen so großen Beitrag dazu geleistet, dass heutige und zukünftige Generationen ihn fortsetzen können. Er hat die wichtigste Aufgabe erfüllt, die eine Revolutionär hat: sich ersetzbar zu machen. Schon in den letzten Jahren konnte er krankheitsbedingt keine große Rolle mehr im Leben unserer Organisation spielen und die von ihm ausgebildeten Genoss*innen haben den Staffelstab übernommen und die Arbeit entschlossen und erfolgreich fortgesetzt. Und doch wissen wir, dass die Lücke, die Peters Tod hinterlässt nicht zu füllen sein wird. Wir werden Dich vermissen, Genosse.
Eine Auswahl von Artikeln von Peter Taaffe auf solidaritaet.info: