Handeln, Handeln! Nicht verhandeln!

„Rosa Luxemburgs Stellung zur Russischen Revolution“ von Clara Zetkin

Dieses Jahr legt der Manifest Verlag pünktlich zum 150. Geburtstag von Rosa Luxemburg das 1922 erschienene Werk neu auf. Eine super Gelegenheit für alle, die sich intensiver mit Rosa Luxemburgs Haltung zu den Bolschewiki beschäftigen wollen, aber auch für Neueinsteiger*innen, die mehr über eine der wohl bedeutendsten deutschen Kommunist*innen erfahren wollen!

von Caspar Loettgers, Mainz

„Handeln, Handeln! Nicht verhandeln!“ – Mit dieser Parole zeichnete Rosa Luxemburg während der Revolutionsmonate 1918/19 in Deutschland, die sie miterleben durfte, in einem Artikel den Weg vorwärts für die deutsche Arbeiter*innenklasse. Rosa Luxemburg wusste, welche geschichtliche Bedeutung in der Novemberrevolution lag. Ohne zu zögern warf sie sich, nachdem sie aus der Haft entlassen wurde, in die Revolution und zeigte der deutschen Arbeiter*innenklasse einen Weg aus der kapitalistischen Barbarei auf. Sie verstand, dass ein Erfolg der Russischen Revolution unweigerlich von dem Erfolg der Revolution in Deutschland abhängen würde. Bevor sie jedoch den Weg fertig zeichnen konnte, wurde sie hinterrücks von der Konterrevolution ermordet. 

Die Artikel und Texte, die sie in den Monaten zum Jahreswechsel 1918/19 schrieb, sind unzweideutig ein Manifest für ihre Entschlossenheit, die Revolution bis zum Ende weiterzuführen und sich nicht auf faule Kompromisse – wie die der Führer*innen von SPD und USPD – einzulassen. Doch wegen ihrem viel zu frühen Tod, gibt es keine detaillierte Abhandlungen von Rosa Luxemburg zur Russischen Revolution von 1917. Dies führte dazu, dass Paul Levi, der drei Jahre nach dem Tod Luxemburgs seinen Weg von der KPD zur SPD fand, durch die Veröffentlichung ihrer Gefängnisschrift über die Russische Revolution versuchte, Rosa Luxemburg als erbitterte Gegnerin der Bolschewiki und der Oktoberrevolution darzustellen. Clara Zetkin wehrt sich in dem jetzt neu aufgelegten Buch entschieden gegen diese Entstellung Luxemburgs. Auch heute noch schmücken sich viele Linke mit dem Namen Rosa Luxemburgs und entstellen dabei ihre Positionen, damit sie ihren eigenen Vorstellungen entsprechen. Würde DIE LINKE etwa nicht nur ihre Stiftung nach Luxemburg benennen, sondern auch ihre Politik nach den Ideen von Luxemburg auslegen, würde sie sicherlich nicht an Regierungsbeteiligungen wie in Thüringen denken.

Clara Zetkin zeigt anhand dessen, was Rosa Luxemburg im Zug der Novemberrevolution schrieb und tat, dass sie ihre im September 1918 formulierte Kritik an der Politik der Bolschewiki in Sowjetrussland durch ihr eigenes Handeln revidierte und dass sie keine Gegnerin der Bolschewiki und der Oktoberrevolution war. Paul Levi hingegen bezieht sich nur auf diese Texte, die Rosa Luxemburg auch schrieb, ohne vollständigen Zugang zu Informationen und die Möglichkeit der direkten Auseinandersetzung mit den Bolschewiki hatte. 

Keinesfalls nur von historischem Interesse

Clara Zetkins Buch ist aber keinesfalls ein rein historisches Buch über eine längst veraltete innerlinke Debatte. Vor allem in den letzteren Kapiteln beleuchtet Zetkin die Fragen und Probleme, die im Zuge der Oktoberrevolution aufkamen. Sie erklärte, dass ihre Lösung nur im Sieg der Revolution in Deutschland und international liegen konnte, für den Rosa Luxemburg kämpfte. Gleichzeitig beschreibt sie die enormen Herausforderungen für den jungen Arbeiter*innenstaat und die Probleme der Bürokratisierung, die zum damaligen Zeitpunkt von der Führung der Bolschewiki aber noch bekämpft wurde. 

Wenn wir die Welt verändern wollen, dann müssen wir die vergangenen Versuche untersuchen und die wichtigsten Lehren ziehen. Die Oktoberrevolution war bis heute die weitestgehende Revolution und bietet deshalb für Sozialist*innen eine Fülle von Lehren. Clara Zetkins Buch bietet eine gute Möglichkeit diese zu studieren. Wenn wir diese Welt zum Besseren verändern wollen, dann müssen wir dem Beispiel Rosa Luxemburgs und den Bolschewiki folgen, aber auch aus ihren Fehlern lernen. Nicht nur deshalb ist „Rosa Luxemburgs Stellung zur Russischen Revolution“ ein Muss für alle Sozialist*innen!

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