Eine neue Ära kapitalistischer Krisen

Sommerschulung des Komitees für eine Arbeiter*inneninternationale findet in dieser Woche in Berlin statt

“Das Unmögliche wird möglich werden. Das Unwahrscheinliche, wahrscheinlich“ Die Sommerschulung des Komitees für eine Arbeiter*inneninternationale (CWI) findet in dieser Woche in Berlin statt.

von Ian Pattison, Socialist Party in England und Wales

Sie begann mit einer Diskussion über die Geschehnisse in der Welt. Unsere erste Sitzung war “Eine neue Ära kapitalistischer Unruhen – der Kampf zwischen Revolution und Konterrevolution”. CWI-Sekretär Tony Saunois eröffnete die Schulung unter anderem mit den oben genannten Worten.

Dann sprachen sozialistische Aktivist*innen – aus den Sektionen und Unterstützer*innen des CWI weltweit – in dieser Diskussion. Fünfzehn Länder sind auf der Veranstaltung vertreten, aus Europa, Nord- und Lateinamerika, Asien, Zentralasien und Afrika.

Wir erleben den langwierigen “Todeskampf des Kapitalismus”. Es handelt sich um ein System, das von allen Seiten mit einer Krise konfrontiert ist – wirtschaftlich, politisch, es gibt sozialen Zerfall, Konflikte, Krieg und Klassenkampf.

Und eine weitere Krise kann der Liste hinzugefügt werden – der Klimawandel. Das dem Kapitalismus innewohnende Streben nach kurzfristigem Profit und der Wettbewerb zwischen den verschiedenen Nationalstaaten verhindern, dass dieses System die notwendigen Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels umsetzt.


Es gibt noch ein weiteres einzigartiges Merkmal dieser neuen Ära kapitalistischer Turbulenzen: die noch nie dagewesene Kluft zwischen der Tiefe der Krise des Kapitalismus und dem Fehlen einer Führung der Arbeiter*innenklasse, die eine Alternative bietet.

Dies zeigt sich am deutlichsten in der Protestbewegung in Israel. Jeder vierte Israeli hat gegen die Justizreformen der Regierung protestiert. Die rechtsgerichtete Regierung von Benjamin Netanjahu schließt die extreme Rechte ein. Er versucht, die Macht des Obersten Gerichtshofs zu beschneiden, um die Macht in seinen eigenen Händen zu konzentrieren. Der Staat ist gespalten. 10.000 Reservist*innen verweigern aus Protest gegen das Gesetz die Einberufung zum Militärdienst.
Auch die herrschende Kapitalist*innenklasse ist gespalten. Eine Mehrheit ist gegen die Reformen. Selbst die großen Unternehmen begrüßten den Aufruf der Gewerkschaften zu einem Generalstreik.
Aber da 25 Prozent der Bevölkerung protestieren, sind es die Arbeiter*innen und die Mittelschicht, die die Straßen füllen. Ohne sie gibt es keine Bewegung, während die Kapitalist*innenklasse, die gegen Netanjahus Reformen ist, versucht, die Bewegung zu kontrollieren.



Die Arbeiter*innenbewegung und die Gewerkschaften in Israel – unter ihrer eigenen demokratischen Führung – müssen ihre eigenen unabhängigen Aktionen organisieren, um die Reformen zu schlagen.

Und was in Israel geschieht, ist kein Einzelfall. Der Kapitalismus hat weltweit eine Rekordverschuldung von 305 Billionen Dollar. Und die herrschende Kapitalist*innenenklasse versucht, die Arbeiter*innenklasse für diese Krise zahlen zu lassen.

Alle vier Sekunden stirbt ein Mensch an den Folgen der Ungleichheit. Die ärmsten fünfzig Prozent besitzen nur acht Prozent des weltweiten Reichtums. Und unter dem Kapitalismus wird dies nur noch schlimmer und nicht besser werden.

Das Schicksal der Menschheit hängt jetzt von einer sozialistischen Revolution ab. Der Aufschwung des Klassenkampfes zeigt die mögliche Unterstützung für diese Ideen. Und in den letzten Jahren gab es eine Reihe von Massenrevolten und Aufständen, zum Beispiel im Sudan, in Chile und Sri Lanka. Doch trotz der heldenhaften Anstrengungen der Massen wird die Führung dieser Massenbewegungen als unzureichend empfunden.

Die Arbeiter*innenklasse steht vor der historischen Herausforderung, den von ihr geschaffenen Reichtum aus den Händen der Kapitalist*innen zu nehmen und stattdessen diese Ressourcen demokratisch zu nutzen, um die Gesellschaft zu planen und die Probleme zu lösen, die der Kapitalismus nicht lösen kann.

Um dies zu erreichen, braucht die Arbeiter*innenklasse ihre eigenen Massenparteien mit einer klaren sozialistischen Politik. Dies setzt eine Analyse und Kritik der verschiedenen linken und ehemaligen linken Parteien voraus, die es nicht geschafft haben, für die arbeitenden Menschen etwas zu erreichen, als sie an der Macht waren.

Dies sind nur einige der Fragen, die die Teilnehmer*innen der CWI-Sommerschulung diese Woche in Berlin in Plenarsitzungen und einer Reihe von Kommissionen erörtern.

Weitere CWI-Schulberichte werden in den nächsten Tagen auf solidaritaet.info veröffentlicht.

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