Organisierte Gewerkschaftslinke nötig

Erneuerung der Gewerkschaften durch Kurswechsel hin zu kämpferischer Politik

Vom 15. bis 17. Februar fand die von der Rosa-Luxemburg-Stiftung ausgerichtete Konferenz „Aus unseren Kämpfen lernen“ statt. Die vierte Konferenz für das erklärte Ziel einer Erneuerung der Gewerkschaften war mit über 700 Teilnehmer*innen die größte.

von Angelika Teweleit, Berlin

Auch dieses Mal waren viele jüngere hauptamtliche Sekretär*innen dabei, von denen sicher viele politisch der LINKEN nahestehen. Betrieblich Aktive waren in der Unterzahl, aber dennoch spiegelte sich hier die Zunahme an Arbeitskämpfen einerseits in einigen Krankenhäusern und andererseits bei Betrieben mit prekären Arbeitsverhältnissen wider. Ein Arbeitskreis zur Frage, wie die Kampagne für mehr Personal in den Krankenhäusern weitergehen kann, platzte aus allen Nähten, weil hier Kolleg*innen aus dem Saarland, aus Düsseldorf und Essen, Augsburg und anderen Krankenhäusern über ihre reichhaltigen Erfahrungen mit ihren Arbeitskämpfen beziehungsweise der Umsetzung der erkämpften Vereinbarungen für Entlastung berichteten.

Verhaltene Kritik

Die Podiumsdiskussion mit Christine Behle, die auf dem Bundeskongress im Herbst für den stellvertretenden Vorsitz von ver.di kandidieren wird, sowie Marlis Tepe, Vorsitzende der GEW, und Hans-Jürgen Urban, Mitglied des geschäftsführenden IGM-Vorstands, wurde leider nicht für eine kritische Debatte genutzt. Bernd Riexinger, der als Vierter auf dem Podium saß, äußerte allenfalls milde Kritik, dass auch die Gewerkschaftsvorstände nicht immer richtig auf die Entwicklungen reagieren würden. Eine grundlegende Kritik an der sozialpartnerschaftlichen Ausrichtung, wie eine klassenkämpferische Alternative aussehen soll, und wie wir gemeinsam in den Gewerkschaften dafür kämpfen können, wurde jedoch nicht diskutiert. Leider bleibt das Format der Konferenz dabei stehen, einzelne Erfolge darzustellen, verfehlt aber die Aufgabe, die Kolleg*innen, die für einen kämpferischen Kurs streiten, tatsächlich zu vernetzen, um die gesamte Ausrichtung der Gewerkschaften zu verändern.

Strategiekonferenz 2020

Acht Jahre nach der ersten Konferenz dieser Art ist das ein eklatantes Versäumnis. Sechzehn Initiativen aus der Gewerkschaftslinken, dabei auch das von der Sozialistischen Organisation Solidarität zusammen mit anderen ins Leben gerufene „Netzwerk für eine kämpferische und demokratische ver.di“, haben deshalb einen Aufruf für eine stärkere Vernetzung der linken und kämpferischen Teile in den Gewerkschaften gestartet. In unserem gemeinsamen Flugblatt, welches auf der Konferenz verteilt wurde, heißt es: „Der Bedarf nach ernsthaften Diskussionen über die Strategie der Gewerkschaften und zur tatsächlichen praktischen Zusammenarbeit ist groß. Wir möchten deshalb anregen, dass aktive Kolleg*innen, die auch für einen kämpferischen Kurs eintreten, darüber beraten, wie sie gemeinsam an einem Strang ziehen können und sich für eine solche Ausrichtung der Gewerkschaften stark machen können.“ Bei einem kurzen Randtreffen kamen etwa siebzig Kolleg*innen zusammen und weitere trugen sich auf einer Kontaktliste ein. Das zeigt, wie groß das Interesse daran ist. Kolleg*innen sind herzlich eingeladen, sich an der Vorbereitung der Konferenz zu beteiligen. Die Konferenz soll Anfang 2020 stattfinden, ein Vorbereitungstreffen gibt es aber bereits am 18. Mai, von 11 bis 17 Uhr in Frankfurt. Für mehr Informationen und Flugblätter, bitte E-Mail an info@solidaritaet.info schicken.

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