Trauriges Bild

linksjugend [‘solid] wird immer unattraktiver

Die Preise explodieren, es droht die größte soziale Krise seit Jahrzehnten und eine Rezession steht vor der Tür. Nazis und Rassist*innen laufen sich warm, um das für ihre Hetze auszunutzen. Die Bedrohung durch den Klimawandel wird immer konkreter und in Europa tobt wieder Krieg. Es gibt unzählige Gründe, warum es eine große, kämpferische und sozialistische Jugendorganisation braucht. Viele Jugendliche suchen nach solch einer Organisation und noch mehr würden sich ihr anschließen, wenn es sie gäbe. Doch die linksjugend [‘solid] – der größte linke Jugendverband, der eigentlich in einer Position wäre, solch ein Angebot zu sein – gibt ein noch traurigeres Bild als seine Mutterpartei ab.

von Tom Hoffmann, Berlin

Sicher: Die Krise der LINKEN und die Tatsache, dass die Partei immer weniger als glaubwürdige linke Alternative gesehen wird, macht es dem Jugendverband nicht leichter. Aber auf Bundesebene und in den meisten Landesverbänden gilt ungewöhnlicherweise schon seit Jahren, dass der Jugendverband politisch noch angepasster ist als die Partei. Abseits sozialer Medien ist der Bundesverband so gut wie unsichtbar und in vielen Landesverbänden sieht es wenig besser aus. Wo wie in Sachsen antideutsche Kräfte den Ton angeben, die regelmäßig mit rassistischen, islamfeindlichen Ausfällen auf sich aufmerksam machen, kann man niemandem vorhalten, sich aus dem Verband zurückzuziehen. 

Sozialismus als Bekenntnis

Bekenntnisse zum Sozialismus, die der Bundesverband ab und zu auf Instagram und Co. abgibt, können nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese keine wirkliche Bedeutung in der praktischen Arbeit haben. Reale Kampagnen, die von nennenswerten Teilen des Verbandes durchgeführt werden, gab es seit Jahren nicht mehr. Für den „heißen Herbst“ bietet der Bundessprecher*innenrat nun einen Flyer, ein Plakat und ein paar Aufkleber, deren Programm auch von der Grünen Jugend stammen könnte und nicht über die Forderung nach einer „Übergewinnsteuer“ hinausgehen.

Diese Gemengelage erklärt auch, warum junge Sol-Mitglieder in den vergangenen Monaten die Erfahrung gemacht haben, dass die linksjugend [‘solid] für einige sich neu politisierende Jugendliche keine Option mehr ist. Das müssen kämpferische junge Sozialist*innen, die (noch) im Verband aktiv sind, wahrnehmen und über Schlussfolgerungen diskutieren. Sol-Mitglieder werden sich mit eigenen Vorschlägen in diese Diskussionen einbringen. Denn die Aufgabe, gezielt Jugendliche für sozialistische Ideen zu gewinnen, ist angesichts der vielen Krisen wichtiger denn je.

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